KAFKAS WERKE AUF CD-ROM. KRITISCHE KAFKA-AUSGABE DES S. FISCHER VERLAGES BEI CHADWYCK-HEALEY. CAMBRIDGE 1999., 1 CD-ROM, 1 HANDBUCH. [PREIS AUF ANFRAGE]

Die Kritische Kafka-Ausgabe (KKA) des S. Fischer Verlags,[1] deren Schriften- und Tagebuch-Bände die hier zu besprechende CD-ROM enthält, hatte seit ihrem Erscheinungsbeginn 1982 eine Fülle öffentlicher und fachwissenschaftlicher Resonanz erfahren. Die folgende Darstellung kann daher, was die Textvorlage anbelangt, auf diese Kommentare verweisen und sich auf eine Zusammenfassung wichtiger Punkte beschränken (I). Sie wird danach die Charakteristika der CD-ROM-Präsentation darlegen und diskutieren (II) und abschließend einige Fragen der digitalen Edition ansprechen (III).

I

Zunächst also eine Erinnerung. Dass Franz Kafkas Schriften überhaupt in einer wissenschaftlichen Edition vorgelegt werden konnten, war vor allem dem großen Engagement Max Brods zu verdanken. Er missachtete glücklicherweise die testamentarische Weisung seines Freundes, seinen Nachlass »restlos und ungelesen zu verbrennen«;[2] 1939 rettete er Kafkas Handschriften nach Palästina, von wo aus sie 1956 in die Schweiz und schließlich (zu großen Teilen) an die Bodleian Library nach Oxford gelangten.[3] Auch hatten Brods eigene Ausgaben seit den 20er Jahren Kafka als Autor – und das hieß in diesem Kontext besonders: als Romancier – allererst weltbekannt gemacht.

Doch sie taten dies um den Preis, den handschriftlichen Befund an vielen Stellen zu verändern. Neben Umstellungen, Streichungen und der ungekennzeichneten Wiedergabe von Stellen, die Kafka selbst gestrichen hatte, nahm Brod Veränderungen der Orthographie und Absatzeinteilung vor und ›verbesserte‹ Textpassagen teilweise auch inhaltlich (von seinen Fehllesungen abgesehen). Da Kafka selbst nur vergleichsweise wenige Texte zum Druck gebracht hatte, lag ein großer Teil seiner Schriften somit nur in einer problematischen und für wissenschaftliche Zwecke unzureichenden Form vor.[4]

Dies hat sich mit der Kritischen Kafka-Ausgabe, in der seit 1982 zuerst die drei Romane (Das Schloß, Der Verschollene, Der Proceß), 1990 dann die Tagebücher, 1992/93 zwei Bände Nachgelassenen Schriften und Fragmente und 1994/95 die Drucke zu Lebzeiten erschienen, grundsätzlich geändert. Sie besitzt zwar nicht den Anspruch einer Gesamtausgabe: So fehlen die Amtlichen Schriften, für die seit 1984 eine Edition vorliegt,[5] und die Hebräisch-Studien; die Briefedition wurde separat geplant und ist noch im Erscheinen.[6] Auch folgt die Edition nicht den Maximen einer historisch-kritischen Ausgabe: Sie verzichtet auf die Darstellung von Quellenbezügen und (mit Ausnahme des Tagebücher-Bandes) auch auf einen Kommentar. Der Anlage nach handelt es sich um eine Leseausgabe, die jeweils den konstituierten (Lese-)Text in einem und den Apparat getrennt davon in einem weiteren Band präsentiert. Dieser Apparat greift allerdings auf Varianzdarstellungen historisch-kritischer Ausgaben zurück, verzeichnet also neben einfacheren Varianten (wie Streichungen oder Einfügungen) auch (teilweise mehrere) Überarbeitungsstufen, Buchstabenansätze und weitere Besonderheiten im Manuskript in detaillierter Weise; außerdem werden die Entstehungsgeschichte und der Handschriftenbefund extensiv dargestellt. Daher wurde die Ausgabe fast einhellig als wesentlicher Fortschritt der Kafka-Edition gesehen, der sowohl der Forschung als auch der weiteren Verbreitung – zum Beispiel in Form von Taschenbuchausgaben[7] – eine erheblich verbesserte Textbasis zur Verfügung stellte.

Doch wurde auch Kritik laut.[8] Neben dem Kompromiss-Charakter der Ausgabe wurden einerseits die Unpraktikabilität (wie das Fehlen einer Konkordanz zu Brods Ausgaben und Titeln), der Verzicht auf Hinweise zu den Quellen (wie zum Verschollenen) oder Einzelkommentare und die offenbar inkonsequenten orthographischen Modernisierungen kritisiert;[9] auch einige Emendationen – wie die Ergänzung fehlender Interpunktionszeichen oder die Zusammenführung getrennter Textteile – wurden mit guten Gründen infragegestellt.[10] Das Argument, man finde die authentische Textgestalt ja im Apparat, wurde andererseits durch die Verlagspolitik, eine billigere seitenidentische Ausgabe sowie eine Taschenbuchausgabe ohne Apparat zu produzieren, mindestens fragwürdig.

Hinzu kamen systematische Einwände gegen den Apparat, der nicht überall erlaubte, eindeutig die tatsächlichen Manuskriptverhältnisse und damit die Abläufe der Schreibprozesse zu rekonstruieren. Schließlich ließ sich fragen, inwieweit die angewandten herkömmlichen Editionsprinzipien einem Textkorpus wie Kafkas Nachlassschriften überhaupt gerecht werden könnten. Zwar entschieden die Editoren (was einhellig begrüßt wurde), auch die Entwürfe zu den Drucken zu Lebzeiten noch einmal in ihrem Entstehungskontext in den Nachgelassenen Schriften und Fragmenten abzudrucken; doch schon die Darbietung der Nachlasstexte in einem je separaten Textband, der sie als scheinbar gültige, von den Spuren ihrer Entstehung gereinigte Werke erscheinen ließ, stand in Widerspruch zu ihrem Überlieferungsstatus.[11] Daher wurde das Bedürfnis nach einer die Handschriften faksimilierenden Edition artikuliert, und 1995 begannen die als Kleist-Herausgeber bekannt gewordenen Roland Reuß und Peter Staengle im Stroemfeld-Verlag mit einer als historisch-kritisch bezeichneten Edition, deren ersten Bände die Unterschiedlichkeit der Konzepte deutlich dokumentieren.[12]

II

Angesichts eines solchen Diskussionsstandes wären bei einer Neuauflage der KKA in Buchform vermutlich Veränderungen zu erwarten gewesen, die wenigstens Teilen der geäußerten Kritik Rechnung zu tragen versucht hätten. Ihre jetzige Fassung als CD-ROM ist allerdings offenbar nicht als Neuauflage konzipiert worden, sondern primär als Übertragung des Textbestands der KKA (also von Textbänden und Apparaten) in ein digitales Medium mit entsprechender Aufbereitung.[13] Trotzdem gibt es Veränderungen, von denen zu sprechen sein wird. Zunächst aber soll kurz die technische Seite des Produkts beschrieben werden.

Technisch entspricht die Ausgabe dem hohen Standard, den der in Bezug auf CD-ROM-Editionen erfahrene Verlag unter anderem mit englischen, französischen und lateinischen Titeln sowie der CD-ROM-Edition der so genannten Sophien-Ausgabe der Werke Goethes schon mehrfach dokumentiert hat.[14] Der Benutzer erhält den gesamten Textbestand sowie die Installationssoftware auf einer CD-ROM; ein knappes, zweisprachiges Benutzerhandbuch informiert über die wichtigsten Funktionen wie Suche, Druck oder Speicherung. Die CD-ROM ist allerdings ausschließlich auf Windows 3.1x oder Windows 95/98/NT 4.0+ zu nutzen, das heißt nicht auf MacIntosh-Betriebssystemen.

Die Datenbank ist mit einem SGML-konformen Auszeichungssystem kodiert (SGML: Standard General Markup Language), über dessen genaue Konfiguration aber nur spärlich beziehungsweise indirekt (über die Hilfefunktionen für Kommandozeilensuche) informiert wird. Die gesamte technische Information zum Produkt ist im Übrigen minimalistisch. Die Installation erfolgte auf einem Windows-NT-Rechner aber problemlos; die Benutzeroberfläche ist insgesamt praktikabel; die Hilferegister sind zwar nicht immer richtig geschrieben, aber im Wesentlichen verständlich.

Auf den Text kann in einer von drei Varianten zugegriffen werden: Über die Suchfunktion, über das Inhaltsverzeichnis oder direkt über den »Volltext« (in dem dann mittels eines »Gehe-zu«-Fensters wieder zwischen den KKA-Bänden und ihren Seitenzahlen ausgewählt werden kann). Die Suchfunktion wird in zwei Versionen angeboten: Einmal als Zeichenkettensuche, für die jeweils verschiedenen Abschnitte der Datenbank (»Prosa«, »Tagebücher«, »Tagebuch-Register«, »Apparate«) getrennt oder zusammen durchsucht werden können; dabei sind neben den von andern Datenbanksystemen (wie OPACs) bekannten Suchmethoden (wie Trunkierung oder Kombinationen mit Bool'schen Operatoren) auch Anfragen wie die nach nahe zusammenstehenden Stichwörtern oder unterschiedlichen Schreibarten möglich. Zum andern erlaubt das System eine Kommandozeilensuche, über die komplexere Suchanfragen nach jeweiligen ›sekundären‹ Textauszeichnungen (zum Beispiel nach Überschriften, Motti et cetera) separiert durchgeführt werden können; diese Option erfordert allerdings Kenntnisse von Textauszeichnungssystemen, die allein aus der CD-ROM nicht zu erlangen sind. Für bestimmte textanalytische Fragestellungen wünschenswerte Möglichkeiten (zum Beispiel einer statistischen Auswertung der Suchergebnisse) sind nicht vorgesehen.

Die Suchergebnisse werden in einem Fenster neben dem »Volltext« aufgelistet; danach kann der jeweilige Text geöffnet oder der Kontext gezeigt werden.[15] ›Verwertet‹ werden können sie dann durch Ausdruck oder Speicherung; auch hier sind die Anleitungen (auch im Hilferegister) sehr knapp ausgefallen.[16] In jeder Speicherdatei wird ein umfänglicher Copyrightvermerk eingefügt. Immerhin ist aber der komplette Text solcherart exportierbar.

Der »Volltext«, das heißt der komplette Textbestand der KKA-Bände,[17] wurde für die CD-ROM in der Weise aufbereitet, dass die Seiten von jeweiligem Text- und Apparatband verlinkt wurden; am Anfang jeder Textseite, zu der es »Editorische Eingriffe«, »Varianten« oder (im Fall der Tagebücher) »Kommentar« in den Apparat-Bänden gibt, kann man durch Klick auf Verweis-Icons den entsprechenden Apparat-Text aufrufen. Dieser wird in einem etwas missverständlich als »Hyperlink« überschriebenen Fenster angezeigt, das im Prinzip auch so einstellbar ist, dass man Text und Apparat parallel lesen kann. Innerhalb der Seiten zum Beispiel des Kommentars zu den Tagebüchern sind wiederum die weiteren Verweise mit Links unterlegt. Ferner sind über Links Bilddateien (wie zum Beispiel von Zeichnungen in den Tagebüchern, Fotographien in den Kommentaren et cetera) sowie die »Editorische[n] Nachträge zur gedruckten Fassung« eingefügt (vergleiche dazu unten). Die Vernetzungsstruktur ist so insgesamt zwar gewöhnungsbedürftig, aber für rasche ›Nachschlagelektüren‹ sehr brauchbar; zusammen mit der Suchfunktion macht sie die CD-ROM weitaus benutzerfreundlicher als die in dieser Hinsicht bekannt sperrige Buchausgabe. Die Lesbarkeit – verstanden als solche von längeren Textpassagen – steht allerdings auf einem anderen Blatt (oder eben: nicht auf einem Blatt; je nach Monitorqualität wird die Lust auf Buchseiten sich auch bei dieser CD-ROM mehr oder weniger schnell wieder einstellen).

Zusammenfassen lässt sich hier vielleicht, dass die technische Seite der CD-ROM für die Zwecke, die damit wohl vorwiegend verfolgt werden (oder für das, was man an verfolgbaren Zwecken imaginiert hat), einerseits recht praktikabel ist; denn es steht offenbar die Idee im Hintergrund, dass die Texte hier primär ›durchsucht‹ oder mehr oder weniger ›maschinell‹ gelesen würden (zum Beispiel zwecks statistischer Auswertungen oder sprachanalytischer Fragen). Andererseits lässt sich fragen, ob für diese Zwecke nicht die Online-Version im Internet vollständig ausreichen würde: Damit wären jedenfalls die notorischen Fragen nach dem Veralten der Software beziehungsweise der drohenden Unlesbarkeit, wenn die Betriebssysteme nicht mehr vorhanden sind, auf denen diese läuft, zumindest an den Verlag zurückdelegiert.

Neben und parallel zur technischen Aufbereitung als Hypertext wurden allerdings, wie schon angedeutet, auch einige weitere Veränderungen vorgenommen, die einen recht zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Es ist nicht vorstellbar, dass die ursprünglich für die Edition Verantwortlichen dies so zugelassen hätten; sie wurden offenbar für die technische Umsetzung nicht mehr zu Rate gezogen.

Schon der Titel beziehungsweise seine Uneinheitlichkeit verrät nämlich nicht gerade Bewusstsein für die in der Kafka-Forschung seit langem diskutierten Fragen. Das Unternehmen heißt auf dem Umschlag, in der Kopfzeile des Bildschirmfensters und auch in den Rubriken der »Hilfe«-Register Kafkas Werke beziehungsweise mit einem Doppeltitel Kafkas Werke. Kritische Kafka-Ausgabe des S.Fischer Verlages bei Chadwyck-Healey. Doch der Titel der Fischer-Ausgabe in Buchform lautete Schriften Tagebücher Briefe. Kritische Ausgabe: Von ›Werken‹ war hier, aus nur zu guten Gründen, nicht die Rede. Denn gerade das Wissen, dass Kafka den Großteil der hier edierten Texte nicht oder noch nicht als abgeschlossene, in ihrem jetzigen Zustand gültige »Werke« ansah (als welche sie Brod anfangs publizierte), hatte ja das Unternehmen einer kritischen Ausgabe mit motiviert; von der theoretischen Problematisierung von Autorschafts- und Werkbegriffen in den letzten drei Jahrzehnten gar nicht zu sprechen.

Was sich also mindestens im Titel der KKA noch als Reflexion solcher Fragen fand, scheint hier verschwunden zu sein.[18] Ähnlich unbedacht geht es im Gesamtinhaltsverzeichnis weiter (ein solches enthält die Buchedition nicht): Dort (und auch zur Segmentierung der Datenbank bei Suchanfragen) wird als erstes die Großteilung »Prosa« und »Tagebücher« angeboten; unter Ersterem finden sich dann die Bände (und Apparatbände) der Romane, der Drucke zu Lebzeiten sowie der Nachgelassenen Schriften und Fragmente. Doch ist die Kategorie »Prosa« nicht nur schwammig (enthalten die Tagebücher keine Prosa?), sondern einfach unsinnig. Wissen die Bearbeiter nichts von dem Widmungsgedicht Kafkas von 1897, mit dem die Nachgelassenen Schriften und Fragmente überhaupt beginnen, oder von den anderen lyrischen Texten?[19] Wissen sie nichts von dem Dramenfragment des Gruftwächters, das gleich zu Beginn des »Oktavhefts A« steht, oder von den anderen kleinen ›dramatischen‹ Aufzeichnungen, wie dem kleinen Text über Felix und seine Tante im ›Hungerkünstlerheft‹?[20] Hätte man es nicht einfach, wie in der KKA selbst, bei Schriftenbelassen können?[21]

Wenn man mit solchen Maßnahmen der Benutzerunfreundlichkeit der Buchausgabe abhelfen wollte, ist dies leider schief gegangen. Unverständlich ist, was diesen Punkt anbelangt, im Übrigen auch, dass die in die Taschenbuchausgabe[22] aufgenommene hilfreiche Titelkonkordanz zu Brods Edition hier nun wiederum fehlt. Ein erheblicher Teil der Kafka-Forschung bezog sich auf Brods Titel; selbst noch die Beschreibungen der Manuskriptverhältnisse in der KKA tut dies. Wer nun aber – und das ist ja eine der wesentlichen neuen Möglichkeiten der KKA – nach dem jeweiligen Entstehungskontext sucht, steht hier – wie schon in der Buchausgabe – wieder ratlos vor einem Meer von Texten; er muss jetzt schon auf die Idee kommen, eine Suchanfrage nach dem Textanfang durchzuführen.[23] Während man hier am falschen Ort gespart hat (es hätte nicht übermäßig viel Mühe machen können, die Konkordanz der Taschenbuchausgabe nach den KKA-Seitenzahlen zu überarbeiten), ließ man andererseits eine als recht überflüssig erkannte Eigenart der KKA bestehen: Dort findet sich am Beginn jedes einzelnen Apparatbandes das komplette Inventar der nachgelassenen Schriften Kafkas, also nicht etwa nur eines der Überlieferungsträger der im jeweiligen Band gedruckten Texte. Ließ sich das in der Buchausgabe noch behelfsweise damit begründen, dass dieses Inventar zugleich als Sigleliste fungierte, macht es auf der CD-ROM offenkundig keinen Sinn mehr, diesen Text sechs Mal identisch wiederzugeben.

Vermutlich war die Begründung dieses Vorgehens, dass man mit der CD-ROM die Buchausgabe nicht nur vollständig, sondern auch unverändert wiedergeben wollte, um die alternative Zitation aus beiden zu ermöglichen. Entsprechend lautet auch eine der Erläuterungen im Hilfe-Register: »Alle Seitenumbrüche und Zeilenzahlen entsprechen exakt der gedruckten Ausgabe, typographische Merkmale wie Siglen werden in der elektronischen Ausgabe wiedergegeben.« (unpag.)

Leider nahm man es aber auch mit dieser Ankündigung in einigen Details nicht so genau. In den Tagebüchern fügte man beispielsweise eine besondere Kennzeichnung der Datierungen (oder von Angaben, die man dafür hielt) ein; man druckte sie nämlich – im Gegensatz zur Buchausgabe – fett.[24] Doch aus welchen ehrbaren Motiven auch immer das geschah, es hat leider zur Konsequenz, dass man nicht mehr weiß, von wem dieser Text so hervorgehoben wird; denn die Liste der verwendeten Zeichen enthält keinen Fettdruck.[25] Ein weiteres Beispiel für unaufgelöste Neuauszeichnungen ist die gesperrte Schrift in der KKA: Sie wird auf der CD-ROM in lila Fettdruck (!) reproduziert, aber nirgendwo ist erläutert, was diese Kennzeichnung denn bedeutet und woher sie stammt.[26] Die Herausgeber der Buchausgabe hatten in zweifellos langen Diskussionen ein System der Textauszeichnung entwickelt, das Kafkas Text und seine eigenen Veränderungen von ihren Erläuterungen und Emendationen zu unterscheiden erlaubte – die Minimalbasis für eine wissenschaftlich brauchbare Edition. Über diese editorische Textauszeichnung legt nun aber die digitale Fassung neuerliche Formatierungen, für die es keine Begründung oder Erläuterung gibt, die also dieses klare System unterminiert.

Besondere Spannung schließlich verspricht die Ankündigung in den Erläuterungen: »Neue Forschungsergebnisse des Herausgeberteams der Kritischen Kafka-Ausgabe, die erst nach der Drucklegung der Ausgabe bekannt geworden sind, wurden in die elektronische Ausgabe aufgenommen. Diese editorischen Nachträge zur gedruckten Ausgabe werden jeweils in gesonderten Fenstern angezeigt.«[27] Wie eine dank der Suchfunktion problemlose Durchsicht zeigt, werden auch tatsächlich 348 solcher »editorischen Nachträge« vorgenommen, wobei der allergrößte Teil wohl aus jenen Korrekturen stammt, die schon 1994 ohne Vermerk in die Taschenbuchausgabe eingingen.[28] Darunter sind viele Errata wie Detailfehler in der Textzeugenbeschreibung oder die Vertauschung der Reihenfolge von Punkt und Anführungszeichen; an vergleichsweise wenigen Stellen kommt es zu tatsächlich bedeutungsrelevanten Korrekturen in den emendierten Texten selbst.[29] Ein großer Teil betrifft im Übrigen den Tagebuch-Kommentar, wo zum Beispiel Ortsangaben präzisiert oder fehlerhafte Lemmatisierungen korrigiert werden.[30] Die umfangreichste Ergänzung betrifft ebenfalls den Tagebuch-Kommentar, nämlich eine deutliche Korrektur der dort mitgeteilten Erläuterungen zur Begegnung Kafkas mit Rudolf Steiner; auch diese stand so schon in der Taschenbuchausgabe zu lesen.[31]

Das fürwahr Erstaunliche an diesen editorischen Nachträgen ist nun aber weniger, dass sie gemacht wurden – was ja zweifellos zu begrüßen ist – , sondern wie. Sie wurden nämlich einfach in den unangetastet gelassenen »Volltext« der Ausgabe integriert. Mit anderen Worten: Man liest jetzt weiterhin falsche Lemmata oder Kommata, wird aber in einer Anmerkung informiert, wie es richtig heißen müsste. Ein analoger Vorgang in einer Buchausgabe bestünde darin, dass die Errata in Fußnoten auf der entsprechenden Seite angegeben, die Fehler aber beibehalten würden. Als Grund dieses paradoxen Vorgangs kann man auch hier nur vermuten, dass die Seitenfolge der Bücher unangetastet bleiben sollte. Da ›Seiten‹ in einer fortlaufenden Datenbank aber ohnehin nur in Textauszeichnungsmerkmalen bestehen, hätte man ebenso gut einfach den verbesserten Text einfügen und dies gegenüber der Buchausgabe kurz anmerken können.

In der jetzt vorliegenden Weise der Verzeichnung editorischer Zusätze hat man es jedoch mit dem verblüffenden Phänomen einer ›selbstkritischen‹ kritischen Ausgabe zu tun. Sie verzeichnet auch noch Varianten zum Variantenapparat, Anmerkungen zu ihren eigenen Anmerkungen, oder, anders gesagt: Sie dokumentiert nicht nur den Schreibprozess eines Autors, sondern auch noch den Arbeitsprozess der Editoren mitsamt seinen Pannen. Das ist zwar äußerst ehrlich, nur ist nach dem Sinn des Verfahrens zu fragen. Will man denn seine eigenen Fehler verewigen? Und was passiert, wenn – horribile dictu – in den »editorischen Nachträgen« wiederum Fehler auftreten?[32] Werden diese dann in einer nächsten Ausgabe wieder in einem Hyperlink zum Hyperlink korrigiert – und also wiederum verewigt?

Es ist – auf Grund der Angaben in der CD-ROM selbst – nicht zu beurteilen, wer die zuletzt beschriebenen Maßnahmen zu verantworten hat; allerdings würde man sich doch wünschen, der Verlag beziehungsweise die Verlage würden die für die Buchausgabe Verantwortlichen auch in alle technischen Aufbereitungsprozesse mit einbeziehen. Somit ergibt sich als Fazit: Einerseits ist, wie erwähnt, die CD-ROM-Ausgabe für bestimmte textanalytische Fragestellungen und beim ›Nachschlagen‹ hilfreich; die weiteren Abweichungen gegenüber der Buchausgabe – seien sie strukturell notwendig wie zum Beispiel das Gesamtinhaltsverzeichnis oder überflüssig wie die Datumshervorhebungen – enthalten allerdings fast allesamt Fehler, die mit wenig Mehraufwand zu vermeiden gewesen wären.

III

Über pragmatische Beurteilungen hinaus ist hier jedoch auch ein weiterer Komplex von Fragen berührt, der im Rahmen einer Rezension allerdings nur mehr angedeutet werden kann.[33]

Die vorliegende CD-ROM ist ein gutes Beispiel für jene digitalen Editionen, die Hypertextstrukturen auf eine ursprünglich in Buchform publizierte Ausgabe übertragen. Diese Ausgabe selbst beinhaltete jedoch schon nicht-digitale ›hypertextuelle‹ Strukturen, und dies hier noch in doppelter Form. Denn zum einen ist jede kritische Edition, die mit lemmatisierten Apparaten arbeitet, formal analog einem Hypertext strukturiert; ›unter den Worten‹ liegen gewissermaßen Verknüpfungen mit den im Apparat wiedergegebenen Varianten oder Erläuterungen. Zum andern lässt sich aber auch Kafkas Nachlass selbst, ohne damit einer technizistischen Interpretation das Wort reden zu wollen, als rhizomatischer Bau, als Textnetz mit Anschluss- und Überschneidungsstellen, Parallelwegen und Sackgassen lesen; wobei unterschiedliche von ihm selbst vorgenommene Markierungen – zum Beispiel Streichungen oder die Zusammenführung von Manuskripten zu Konvoluten – oder interpretativ erst sich ergebende beziehungsweise zu begründende Verbindungen vorliegen.[34]

Daraus folgt nun allerdings, dass in der CD-ROM-Ausgabe drei inkongruente ›Hypertexte‹ übereinander liegen (wenn man diesen Begriff einmal versuchsweise aus einem nur technischen Verständnis löst). Einerseits nämlich verändert schon die Buchausgabe die Verbindungen der Textteile gegenüber den Manuskripten: Hierzu gehören alle größeren ›Linearisierungen‹ in den ›Textbänden‹, die gegenüber dem Handschriftenbefund vorgenommen werden,[35] sowie die Herstellung des emendierten Textes selbst, insofern dessen Varianz in den Apparat verschoben und damit sozusagen virtualisiert wird. Schon die Buchausgabe nimmt also eine neue – eben drucktechnische – Kennzeichnung und Hierarchisierung möglicher Verbindungen im Manuskriptnetz vor.[36]

Die CD-ROM andererseits verdoppelt diese Komplexität nochmals, indem sie jetzt ihrerseits neue Links zwischen Lesetext und Apparat einführt, die aber nicht mehr auf den alten (also den Lemmata), sondern, wie oben beschrieben, auf den Seitenzahlen oder den Korrekturstellen der editorischen Nachträge basieren. Sie nimmt nicht mehr Stichworte aus dem Text, sondern nur der Kontingenz des Druckes geschuldete Merkmale zum Anhalt neuer Verbindungen. Man liest also, die CD-ROM nutzend, diese drei Hypertexte auf einmal: Eine digitale hypertextuelle Aufbereitung einer editorischen hypertextuellen Rekonstruktion eines hypertextuell strukturierten handschriftlichen Nachlasses, wobei jede dieser ›Hypertexte‹ anderen Verknüpfungslogiken folgt. Wirklich einfach wird man das nicht nennen können.

Im Gegenteil macht diese strukturelle Überforderung selbst eines gutwilligen Lesers (oder ›Nutzers‹) deutlich, dass die digitale hypertextuelle Aufbereitung die lesende Herstellung von ›Verbindungen‹ zwischen den Textteilen selbst nicht etwa erleichtert, sondern förmlich stört: Indem sie durch farbige Seitenzahlen, Link-Icons oder ähnliche Textauszeichnungen die vom Text selbst ermöglichten Verbindungen überlagert. Der doppelte Transfer – von den Manuskripten zum Buch und von diesem in die CD-ROM – macht die Komplexität der ersten Struktur nicht etwa sichtbar, sondern verdeckt sie.

Demgegenüber scheint die bislang verfolgte Praxis der Historisch-Kritischen Kafka-Ausgabe im Stroemfeld-Verlag geradezu bestechend einfach zu sein: Die Faksimilierung der Manuskripte und ihre diplomatische Transkription; wobei der Ausgabe ebenfalls CD-ROMs beiliegen, welche Suchanfragen im Text ermöglichen (der freilich jeweils nur vergleichsweise geringeren Umfang besitzt als die KKA-CD-ROM).[37] Dieser – auch als ›Archiv-Edition‹ bekannte – Ausgabentyp reproduziert tatsächlich ›urkundlich‹ die Manuskripte, ohne irgendeine weitere Verknüpfungsstruktur darüber zu legen. So delegiert er allerdings die Aufgabe aller Verknüpfungen und Linearisierungen komplexer Texte an die Leser/innen zurück; und ob die Texte damit wirklich einfacher zu lesen sind, steht dahin. Tatsächlich lesbar wird hier aber der Akt, die Geste des Streichens, weshalb noch der Reproduktion des Faksimiles hier die Aura der körperlichen Präsenz und dadurch vermittelt Authentizität zuzukommen scheint.

Die KKA, wie auch ihre CD-ROM-Aufbereitung, ist gegenüber dieser auf das Bild der Handschrift, auf die Topographie des Schreibakts gerichteten (und davon auch begrenzten) Edition offenkundig an Schrift als Typographie orientiert, und damit letztlich am Buchideal eines linearen Textes. Insofern Kafkas Schreiben zwischen ›Schrift‹ und ›Druck‹ hin- und hergerissen war, fast nur als Handschrift sich verwirklichte, aber (mindestens: auch) an der kulturellen Norm des gedruckten Buchs orientiert jene Akte des Streichens, Verschiebens oder Ersetzens in der Schrift erst vollzog, akzentuieren die beiden so verschiedenen Editionen in gewissem Sinn auch die Pole des Schaffensprozesses von Kafka selbst.[38]

Gerade die Orientierung am Buchideal setzt allerdings der Verwandlung der KKA in eine CD-ROM deutlich Grenzen. Die digitale Präsentationsform, als Medium letztlich basierend auf der Zahl (des binären Codes), kann zwar sowohl Bild als auch Schrift integrieren; die kulturellen Codierungen der überlieferten Medien (wie ›Authentizität‹ des Manuskripts oder ›anerkannte Geltung‹ des Drucks) jedoch kann sie schon nicht mehr überliefern, insofern das digitale Medium selbst anders codiert ist. Und wie auch immer eine ›hypertextuelle‹ Aufbereitung von Kafkas Manuskripten aussehen könnte: Sie müsste von diesen selbst ausgehen und nicht von deren primärer Umsetzung in ein Buch.

Michael Ott (Münster)

Dr. Michael Ott
Institut für Deutsche Philologie II
(Neuere deutsche Literatur)
Westfälische Wilhlems-Universität
Domplatz 20-22
48143 Münster
michaott@uni-muenster.de

(19. März 2002)
[1] Franz Kafka: Schriften, Tagebücher, Briefe. Kritische Ausgabe. Hg. von Jürgen Born/Gerhard Neumann/Malcolm Pasley/Jost Schillemeit. Frankfurt a. M.: S. Fischer 1982ff. Diese Ausgabe wird zitiert mit der Sigle KKA und den Zusatzbuchstaben: S, V, T, P, NI, NII, D für die Textbände: Das Schloß. Hg. von Malcolm Pasley (1982); Der Verschollene. Hg. von Jost Schillemeit (1983); Tagebücher. Hg. von Hans-Gerd Koch/Michael Müller/Malcolm Pasley (1990); Der Proceß. Hg. von Malcolm Pasley (1990); Nachgelassene Schriften und Fragmente I. Hg. von Malcolm Pasley (1993); Nachgelassene Schriften und Fragmente II. Hg. von Jost Schillemeit (1992); Drucke zu Lebzeiten. Hg. von Wolf Kittler/Hans-Gerd Koch/Gerhard Neumann (1994); mit dem weiteren Zusatz: App. für den jeweiligen Apparatband bzw. Komm. für den Kommentarband der Tagebücher; sowie CD-ROM, wenn danach zitiert wird.
[2] Max Brod/Franz Kafka: Eine Freundschaft (II). Briefwechsel. Hg. von Malcolm Pasley. Frankfurt a. M.: S. Fischer 1989, S. 365.
[3] Vgl. zur Geschichte der Handschriften und frühen Ausgaben Ulrich Ott: Kafkas Nachlaß. In: Marbacher Magazin 52 (1990), S. 61-99; ferner Jens Dirksen: Zur kritischen Ausgabe der Schriften, Tagebücher, Briefe. In: Franz Kafka. München: text + kritik Sonderband 1994, S. 299-316.
[4] Vgl. die Zusammenfassung durch Ludwig Dietz: Der Text. In: Hartmut Binder (Hg.): Kafka-Handbuch. Bd. 2. Das Werk und seine Wirkung. Stuttgart: Kröner 1979, S. 3-14, hier: S. 11f. Für nur wenige Texte war bis zur KKA eine philologisch zuverlässige Ausgabe vorhanden; vgl. Ludwig Dietz: Franz Kafka. Stuttgart: Metzler ²1990, S. 141. Gegen die einhellige Kritik an Brods Textkonstitution hat allerdings Roland Reuß 1995 vorgebracht, die »Brodschen Textvorgaben (die ihre historische Berechtigung hatten und bis heute haben)« seien »[f]ür ein erstes Vorverständnis von dem, was Kafka geschrieben hat (Thematik und Problematik seiner Schriften) [...] völlig ausreichend«, weshalb die »Lesetexte« der Kritischen Ausgabe keine Berechtigung hätten (Roland Reuß: Lesen, was gestrichen wurde. Für eine historisch-kritische Kafka-Ausgabe. In: Franz Kafka. Historisch-Kritische Ausgabe. Einleitung. Hg. von Roland Reuß/Peter Staengle. Basel/Frankfurt a. M.: Stroemfeld 1995, S. 9-24, hier: S. 17, Text und Fußnote 43). Der Vorstellung, dass die »Thematik und Problematik« von Texten unabhängig von ihrem authentischen Wortlaut verständlich sei, würde Reuß aber in anderen Zusammenhängen vermutlich selbst widersprechen: Er teilt in Beiheften seiner Kleist-Edition immer wieder tief schürfende Interpretationen einzelner Buchstabenvarianzen gegenüber bisherigen Ausgaben mit. Wieso dann den in Tausenden Stellen von Kafkas Handschriften abweichenden »Textvorgaben« Brods (der beispielsweise allein »den Dorfschullehrer mit Hunderten von Mängeln« edierte: Dietz, Der Text, S. 11, wie Fußnote 4) die Qualität zukommen soll, »ausreichend[es]« »Vorverständnis« (vor was? und zu was ausreichend?) von Kafkas Texten zu ermöglichen, ist schlechthin unverständlich.
[5] Franz Kafka: Amtliche Schriften. Hg. von Klaus Hermsdorf. Berlin: Akademie-Verlag 1984.
[6] Inzwischen sind zwei Bände erschienen: Franz Kafka: Briefe 1900-1912. Hg. von Hans-Gerd Koch. Frankfurt a. M.: S. Fischer 1999. Franz Kafka: Briefe 1913 - März 1914. Hg. von Hans-Gerd Koch. Frankfurt a. M.: S. Fischer 2001.
[7] Praktisch mit Fertigstellung der KKA wurden die Textbände in eine Taschenbuch-Ausgabe übernommen (Franz Kafka: Gesammelte Werke in zwölf Bänden. Nach der Kritischen Ausgabe herausgegeben von Hans-Gerd Koch. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch 1994), wobei zweifellos auch ökonomische Interessen des Fischer-Verlags im Spiel waren. Für sich genommen ist dieses Faktum allerdings wenig skandalös, ist doch die Bereitstellung wissenschaftlich erarbeiteter Texte eine der wichtigen Aufgaben von kritischen Editionen: Denn dass diese selbst beispielsweise von ganzen Schulklassen gelesen würden, steht eher nicht zu erwarten. Gerade wegen dieser Verbreitungsfunktion ist allerdings die Konstitution des Textes als Lesetext und seine Trennung von der Varianz im »Apparat« nicht unproblematisch; vgl. die folgenden Ausführungen.
[8] Vgl. schon einzelne Anmerkungen in Anthony Rileys Rezensionen zum Schloß (Arbitrium 2 (1983), S. 200-204), zum Verschollenen (Arbitrium 3 (1985), S. 313-316) und zum Proceß (Arbitrium 11 (1993), S. 98-101); ferner Gunter Martens Rezension der ersten vier Bände in: Germanistik 32 (1991), S. 530-533; Dirksen (Fußnote 3); ferner die Beiträge von Binder zum Tagebuchkommentar (vgl. unten Fußnote 31) und Dusini (Fußnote 36); zuletzt grundsätzlich und im Vorausblick auf die eigene Ausgabe Roland Reuß: »genug Achtung vor der Schrift«? Zu: Franz Kafka: Schriften Tagebücher Briefe. Kritische Ausgabe. In: Text. Kritische Beiträge 1 (1995), S. 107-126.
[9] Während der Lautstand bei den allermeisten der von Brod ›normalisierten‹ Stellen wieder dem Original angeglichen wurde, ersetzte man eigentümlicherweise Kafkas »ss«-Schreibung durch »ß«, »wo dies der heutigen Regelung entspricht« (KKAT App. S. 9, analog in den anderen Apparatbänden). Das ist aber offenbar nicht nur unnötig, es produziert auch Inkonsequenzen wie die Schreibung »Proceß«, wo im Manuskript durchgängig »Process« steht; analog ersetzte man »verläumdet« durch »verleumdet«, nicht aber »Teater« durch »Theater« usw. Im Übrigen würde die »heutige[ ] Regelung« im Erscheinungsjahr der CD-ROM 1999 für »Prozess« und »Schloss« tatsächlich wieder »ss« vorschreiben.
[10 ]Um ein einziges Beispiel zu nennen: In den Nachgelassenen Schriften und Fragmenten finden sich mehrere Texte, die zum Bericht für eine Akademie gehörig sind (KKAN I S. [384]f., [385]ff., [390]ff., S. [415]f.), von denen einer Passagen des später im Landarzt-Band erschienenen Drucktextes entspricht. In diesem Manuskript-Text findet sich allerdings ein, durch zwei zeilenlange Querstriche davor und danach davon abgesetzter, Text über einen »geflügelten Alten«, der in der KKA ohne weitere Begründung in den Apparat verbannt wird (KKAN I App. S. 325f.), obwohl Kafka ihn nicht gestrichen hat. Die Zielsetzung, die Heterogenität und zugleich die Vernetzung von Kafkas Nachlasstexten durch das ›Schriftträgerprinzip‹ aufzuweisen, wird an solchen Stellen von der Edition selbst unterlaufen.
[11 ]In gewisser Weise hatten Überlegungen von zweien der Herausgeber andere Verfahrensweisen nahe gelegt (vgl. Wolf Kittler/Gerhard Neumann: Kafkas Drucke zu Lebzeiten – Editorische Technik und hermeneutische Entscheidung. In: Freiburger Universitätsblätter 78 (1982), S. 45-84; wieder in dies. (Hg.): Franz Kafka: Schriftverkehr. Freiburg i. B.: Rombach 1990, S. 30-74); auch in dieser Hinsicht besitzt die KKA einen Kompromiss-Charakter, indem sie nicht mehr (wie Brod) z.B. durch Hinzufügung von Titeln ›Werke‹ konstituiert, wo keine sind, andererseits aber auf die Konstitution eines gewissermaßen ›sauberen‹ Lesetextes auch des Nachlasses nicht verzichten zu können glaubt.
[12 ]Insbesondere sichtbar wird dies an der Edition des Process-Romans: Franz Kafka: Der Process. Hg. von Roland Reuß in Zusammenarbeit mit Peter Staengle. Basel/Frankfurt a. M.: Stroemfeld 1997 (= Franz Kafka: Historisch-kritische Ausgabe sämtlicher Handschriften, Drucke und Typoskripte. Hg. von Roland Reuß/Peter Staengle). Ferner mit der Sigle FKA.
[13 ]Etwas befremdlich mutet in diesem Zusammenhang an, dass derselbe Textbestand unter dem Titel Kafkas Werke im WWW bei Chadwyck-Healey auch als (kostenpflichtige) Online-Version zur Verfügung gestellt, dort aber mit folgendem Zitat des Herausgebers Hans-Gerd Koch beworben wird: »Die Übertragung der gedruckt vorliegenden Kritischen Kafka-Ausgabe in ein elektronisches Medium eröffnet in editorischer Hinsicht eine neue Dimension. Die Endgültigkeit des in gedruckter Form Fixierten wird aufgehoben, Nachträge und Korrekturen können in kurzer Zeit eingebracht, interaktive Möglichkeiten des Mediums genutzt werden.« (unpag.) (Chadwyck Healey <http://kafka.chadwyck.com;> (15.2.02); dann der Link auf die Seite »Über Kafkas Werke«). Der Verlag macht sich also mit den beiden digitalen Präsentationsformen nicht nur selbst Konkurrenz (was dem Nutzer ja vielleicht noch Recht sein kann); das Zitat stellt deutlich genug auch das Medium CD-ROM in Frage, ist dieses doch nicht minder ›fixiert‹ wie die »gedruckte[ ] Form« des Buches.
[14 ]Vgl. zu letzterem sowie zu den technischen Fragen der Textauszeichnung etc. die Rezension von Fotis Jannidis in: Arbitrium 16 (1998), S. 192-201.
[15 ]Etwas verwirrend ist, dass in der Option »Text öffnen« der Text jeweils am Anfang eines Abschnittes (z.B. »Zehntes Heft« der Tagebücher) geöffnet, der erste Treffer in diesem Text dann aber erst über die Symbolleiste (Klick auf »nächster Treffer«) angezeigt wird.
[16 ]Z.B. wird in der Volltextspeicherung ein trunkierter Titel für die zu speichernde Datei vorgegeben, der aber unbedingt ersetzt werden muss, damit die Speicherfunktion überhaupt funktioniert.
[17 ]Auf der CD-ROM wird nicht über das Verfahren der Textübernahme informiert (ob also z.B. aus bestehenden Textdateien konvertiert, neu abgeschrieben oder eingescannt wurde); insofern sind vereinzelte Übertragungsfehler wie der folgende nicht in ihrer Ursache zu überprüfen: Im Buch wird die römische und die arabische Eins mit nahezu derselben Type (kleines »I«) wieder gegeben; daraus ergeben sich Schreibweisen wie »3I. III I0« (KKAT Komm., S. 17). Dieselbe Stelle liest die CD-ROM aber ausschließlich als arabische Eins, also »31.111 10«; ganz analog auf derselben Seite »28. 111 11«. Allerdings scheint dies eine Ausnahme zu sein.
[18 ]Schon der Titel der Taschenbuchausgabe (vgl. Fußnote 7) hatte demgegenüber einen Rückschritt bedeutet. Auch folgende Formulierungen, die einem in der Hilfe-Funktion unter »Einführung in die Kritische Kafka-Ausgabe des S. Fischer Verlages bei Chadwyck-Healey« angeboten werden, sprechen für die Unbedachtheit in dieser Hinsicht: »Die Kritische Kafka-Ausgabe des S. Fischer Verlages bei Chadwyck-Healey enthält den Volltext der beim S. Fischer Verlag seit 1982 erscheinenden Kritischen Ausgabe der Werke von Franz Kafkas, Schriften und Tagebücher.« Von der Orthographie abgesehen werden hier wieder Werke, Schriften und Tagebücher durcheinander geworfen. Ein Link verweist dann auf »weitere Informationen«, die so beginnen: »Die Kritische Kafka-Ausgabe des S. Fischer Verlages bei Chadwyck-Healey wurde in Zusammenarbeit mit dem S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, verwirklicht. Sie umfasst den Volltext sämtlicher Schriften und Tagebücher der seit 1982 beim S. Fischer erscheinenden Ausgabe von Franz Kafka, Kritische Ausgabe der Werke von Franz Kafka.« (unpag.) Hier kann man darüber rätseln, ob Franz Kafka selbst eine kritische Ausgabe der Werke von Franz Kafka geschrieben (oder herausgegeben?) hat.
[19 ]KKAN I, S. [7]; vgl. ferner z.B. ebd. S. [181] oder [407].
[20 ]KKAN I, S. [268]ff.; KKAN II, S. [375]f.
[21 ]Schon dies ist ja – offenkundig – eine behelfsweise Kategorie; sie bedeutet hier wohl, wenn sie denn Sinn haben soll, soviel wie ›literarische Schriften‹ – im Gegensatz zu anderen, z.B. diaristischen Texten. Allerdings ist die Abgrenzung dieser »Schriften« von den »Tagebüchern« wiederum eine problematische Konstruktion, enthalten diese (d.h. die »Quarthefte«) doch gleichfalls eine Fülle fiktionaler Texteinträge, wie umgekehrt die »Oktavhefte« Datierungen. Die FKA (vgl. Fußnote 12) hat daraus die Konsequenz gezogen, andere Titel (»Oxforder Quarthefte«) zu formulieren; vgl. dazu Roland Reuß: Zur kritischen Edition der ersten beiden »Oxforder Quarthefte«. In: Franz-Kafka-Heft 3, [Beilage zu:] FKA, Oxforder Quarthefte 1 & 2. Hg. von Roland Reuß/Peter Staengle. Frankfurt a. M./Basel: Stroemfeld 2001, S. 3-18. Dagegen ließe sich allerdings wiederum einwenden, dass Kafka selbst ja in diesen »Quartheften« von »Tagebuch« spricht (so in KKAT CD-ROM S. 131 (»Ich werde das Tagebuch nicht mehr verlassen. Hier muß ich mich festhalten, denn nur hier kann ich es.«), 300, 307, 332, 376 (»Das Tagebuch von heute an festhalten! Regelmäßig schreiben! Sich nicht aufgeben!«), 557, 585, 751, 845, 863).
[22 ]Wie Fußnote 7. Dort steht die Konkordanz sogar in jedem der 12 Bände.
[23 ]Um nur ein Beispiel zu nennen: Für »Forschungen eines Hundes« (so Brods Titel) werden von der Suchanfrage siebzehn Treffer festgehalten, aber alle verweisen auf den Apparat bzw. das Inhaltsverzeichnis, wo mit Brods Titel operiert wird. Den Textanfang (bzw. die Textanfänge) findet man so nicht, sondern nur über die Suchanfrage nach »Wie sich mein Leben verändert hat«.
[24 ]Beispiele: KKAT CD-ROM S. 16: »17/18 <18./19.> Mai <1910>« sowie »Kometennacht«.
[25 ]Unterstreichungen Kafkas gibt die KKA ohnedies als Unterstreichung wieder; so wird dann ein von Kafka unterstrichenes Datum wie »7. I 12« (ebd. S. 351) gleich doppelt hervorgehoben. Gleiches gilt für die von Kafka unterstrichenen Sprecherangaben z.B. im Gruftwächter, die völlig unnötigerweise ebenfalls zusätzlich fett gedruckt werden: Vgl. KKAN I, S. [268]ff. mit KKAN I CD-ROM S. [268]ff.
[26 ]Ohne Frage kann die CD-ROM solche Zuweisungen (die als ›interne‹ Textauszeichnungen in der Datenbank ohnedies vorgenommen werden) auch graphisch sichtbar machen; nur bedarf es dann auch einer Auflösung dieses Formats, z.B. in der Liste diakritischer Zeichen und Siglen, die jetzt mit einem eigenen Symbol direkt aufzurufen ist. Als kleines Ärgernis kann man bei dieser Gelegenheit auch verbuchen, dass diese – für die CD-ROM außerhalb des »Volltexts« zusammengestellte – Sigleliste noch immer nicht vollständig ist (obwohl auch das schon in Kritiken der KKA erwähnt wurde); so fehlt z.B. die (laut Suchabfrage immerhin 320 mal im Apparat vorkommende) Sigle MLR für einen zentralen Aufsatz Pasleys in der Modern Language Review (1962), der die von der KKA verwendete Manuskriptsiglierung einführte.
[27 ]KKA CD-ROM, unpag., im Hilfe-Register unter »Einführung in Kafkas Werke«.
[28 ]Dies ist u.a. daran zu erkennen, dass in mindestens einem dieser Nachträge auch der Verweis auf die KKA selbst stehen blieb (»vgl. im Apparatband der Kritischen Ausgabe Varianten unter« (unpag.) usw.; KKAT Komm. CD-ROM Fußnote zu S. 26), was nur außerhalb dieser Ausgabe gesagt Sinn macht.
[29 ]Beispiel: KKAP CD-ROM S. 282, wo aus »zeigte er mit dem Rechten« »zeigte er mit der Rechten« wird.
[30 ]Die in der Tat (im Verhältnis zu den anderen Bänden) große Zahl solcher und vergleichbarer Fehler lag, wie der Redakteur der Ausgabe und Mitherausgeber der Tagebuch-Bände Hans-Gerd Koch auf Anfrage freundlicherweise mitteilte, am großen Zeitdruck, unter dem gleichzeitig an der Fertigstellung des Proceß-Bandes gearbeitet werden musste.
[31 ]KKAT CD-ROM Komm., Fußnote zu S. 18. Leider noch immer ungeklärt bleibt in der CD-ROM der Vorgang, wie diese und die vorstehend genannten Korrekturen zustandekamen. In zwei Beiträgen unterzog Hartmut Binder 1994 den Tagebuch-Kommentar Hans-Gerd Kochs einer äußerst kritischen Revision (Hartmut Binder: Über den Umgang mit Topographica in Kritischen Ausgaben am Beispiel der Tagebücher Kafkas. In: Jochen Golz (Hg.): Edition von autobiographischen Schriften und Zeugnissen zur Biographie. Internationale Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition an der Stiftung Weimarer Klassik. 2.-5. März 1994, autor- und problembezogene Referate. Tübingen: Niemeyer 1995 (Beihefte zu editio, Bd. 7), S. 133-166; ders.: Rudolf Steiners Prager Vortragsreise im Jahr 1911. Berichtigungen und Ergänzungen zu der Kritischen Ausgabe der Tagebücher Kafkas. In: editio 9 (1995), S. 214-233). Die im September 1994 erschienene Taschenbuchausgabe verbesserte vielfach den Kommentar, übrigens um weitere Informationen aus Brods unveröffentlichten Tagebüchern ergänzt, gab aber Binders Aufsätze nicht an. Diese hatten Koch zwar ab April bzw. Juni 1994 vorgelegen, doch seiner Mitteilung zufolge war die Drucklegung zu weit fortgeschritten, als dass er auf sie hätte hinweisen können; der verlagstechnische Vorlauf für die jetzt vier Tagebuch-Bände mit Registern machte ihm zufolge eine frühzeitige Festlegung der Seitenumbrüche notwendig. – Wie auch immer es sich damit verhält: Es hätte 1999 nur eines weiteren, kleinen »editorischen Nachtrages« bedurft, um diesen Vorgang klarzustellen und die Vorwürfe Binders (vgl. dessen »Nachtrag November 1994« im oben zuerst zitierten Beitrag, S. 166) auszuräumen. Dies konnte nach Mitteilung von Hans-Gerd Koch nun wiederum nicht geschehen, weil er auf die CD-ROM-Ausgabe keinen Einfluss hatte. Man muss wohl hoffen, dass eine Neuauflage der Taschenbuchausgabe hier Klärung schafft.
[32 ]Natürlich kommen auch solche vor: In der eben erwähnten längeren Ergänzung schreibt die CD-ROM z.B. »Zehn tage« und »Verteidugung« (KKAT CD-ROM Komm., Fußnote zu S. 18).
[33 ]Vgl. zum Problemfeld auch Michael Ott: »...die Blätter unserer alten Bücher.« Nichtlinearität und Edition am Beispiel von Kafkas Process-Roman. In: Jürgen Gunia/Iris Hermann (Hg.): Literatur als Blätterwerk. Perspektiven nichtlinearer Lektüre. St. Ingbert: Röhrig 2002, S. 85-105.
[34 ]Unmittelbar evident ist diese Struktur in der doppelten Relation von Texten in ihrem Entstehungs- und ihrem Druckzusammenhang, der Kafka bekanntlich sehr wichtig war (vgl. Kittler/Neumann: Kafkas Drucke zu Lebzeiten (wie Fußnote 11), im Wiederabdruck S. 52ff.). Die hier nur behelfsweise als ›hypertextuell‹ bezeichnete ›Netz‹- oder Rhizom-Struktur von Kafkas Nachlass ist seit dem Kafka-Buch von Deleuze und Guattari immer wieder diskutiert worden; vgl. Gilles Deleuze/Félix Guattari: Kafka. Pour une littérature mineure. Paris: Editions de Minuit 1975. Es geht in den folgenden kurzen Anmerkungen aber nicht etwa um eine erneute Behauptung einer solchen Struktur, die unkritisch bestimmte mediale Dispositive auf Kafkas Texte zurücküberträgt, sondern eher um die Schwierigkeit einer Identifikation von Textnetz und digitaler Publikationsform.
[35 ]Hier z.B. die chronologische Reihung der Tagebücher-Hefte je nach ihrer ersten datierten Eintragung, die Festlegung der Kapitelfolge im Process-Roman (die bekanntlich im Manuskript nicht eindeutig ist) oder das oben in Fußnote 10 erwähnte Beispiel.
[36 ]Ganz materiell greifbar wird dies z.B. im schon von Arno Dusini erörterten Fall der »Forschungen eines Hundes« (Brods Titel), wo die KKA einmal mehr von dem in ihr postulierten ›Schriftträgerprinzip‹ abweicht. Die im so genannten ›Hungerkünstlerheft‹ begonnene, im zwölften ›Tagebuchheft‹ weitergeführte Erzählung wird in der KKA nicht getrennt, sondern in den Nachgelassenen Schriften verbunden abgedruckt; gerade die Verbindung mit den Tagebuchaufzeichnungen wäre aber äußerst aufschlussreich gewesen. Ferner ist die Art der Heftbeschriftung frappierend, denn Kafka beschrieb dieses Tagebuchheft (wie andere Schriftträger auch) von beiden Enden her. Die dadurch entstehenden Textrelationen werden jedoch schon durch die Textpräsentation in der KKA nicht wiedergegeben: »Von all dem, was über die Beschaffenheit der Handschriften [im Apparat] mitgeteilt wird, bleibt im Text selbst nichts oder kaum etwas sichtbar« (Arno Dusini: »Bausteine beim Bau der Chinesischen Mauer«. Anmerkungen zum Genre Tagebuch unter Zugrundelegung der Editionen der Kafkaschen Tagebücher. In: Jochen Golz (Hg.): Edition von autobiographischen Schriften (wie Fußnote 30), S. 167-175, hier S. 172.) – Dusinis Beitrag hat übrigens (soweit ich sehe) auch als erster eine Edition vorgeschlagen, wie sie insbesondere die Process-Ausgabe von Reuß und Staengle dann realisierte: »Warum im Fall Kafkas also nicht beispielsweise ein Schuber, der die einzelnen Hefte als Hefte enthält?« (Ebd. S. 174).
[37 ]Die CD-ROMs dienen dort, wie Reuß betont, auch primär der »Information« (z.B. in der Wortfeldsuche) und nicht dem Lesen selbst. Vgl. Roland Reuß: Zur kritischen Edition von Der Process im Rahmen der Historisch-Kritischen Franz-Kafka-Ausgabe. In: Franz-Kafka-Heft 1, [Beilage zu:] FKA, Der Process. Hg. von Roland Reuß/Peter Staengle. Frankfurt a. M./Basel: Stroemfeld 1997, S. 3-25, hier S. 24.
[38 ]Vgl. zum Problem von Kafkas Schreiben zwischen diesen beiden Polen den Aufsatz von Gerhard Neumann: Werk oder Schrift? Vorüberlegungen zur Edition von Kafkas Bericht für eine Akademie. In: Louis Hay/Winfried Woesler (Hg.): Edition und Interpretation. Edition et Interprétation des Manuscrits littéraires. Bern/Frankfurt a. M./Las Vegas: Lang 1981, S. 154-173. (= Jahrbuch für Internationale Germanistik. Reihe A. Kongressberichte. Bd. 11).