GOTTFRIED KELLERS STUDIENBÜCHER - ELEKTRONISCH EDIERT
Abstract
Handwritten documents like Gottfried Keller's ›Studien- und Notizbücher‹ (›study and note books‹) demand an edition, which accounts for the special character of text witnesses. It is not the task to transfer the records into ›edited texts‹ only, but to make them visible inside their topographic embedding. The Historisch-Kritische Gottfried Keller-Ausgabe (Historical-Critical Gottfried Keller Edition) complies with these requirements owing to the complete reproduction of the text witnesses and the complement of each hand written page with a diplomatic transcription. The computer edition on CD-ROM, issued with the book, intends to implement appropriately the interaction of hand writing and transcription as well within the electronic media. This specification includes, aside from a word by word parallelisation, also a search option for character strings, which spans the entire corpus of the text witnesses. Thus, the limitation to sole textual and graphic display, which still rules today's electronic media, is overcome.
Im Herbst 2001 sind im Rahmen der Historisch-Kritischen Gottfried Keller-Ausgabe (HKKA)[1] die Bände 16.1 und 16.2 mit Kellers Studien- und Notizbüchern erschienen.[2] Mit diesen Bänden war für die HKKA eine neue Situation gegeben: Zum ersten Mal ging es nicht – wie bei den vorher edierten großen Novellenzyklen – vorrangig um Probleme der Textentstehung, der Variantenverzeichnung oder der Überlieferungsgeschichte, sondern um die Frage, wie mit ausschließlich handschriftlich überlieferten Nachlasstexten umzugehen sei. Und insbesondere: Wie Textzeugen zu behandeln seien, welche – wie die Studien- und Notizbücher – die unterschiedlichsten Eintragungen versammeln, deren Neben- und Nacheinander allein schon (diesseits jeder Werkintention) einen Zusammenhang sui generis bilden. Diese Fragen waren sowohl für die Buchausgabe wie für die sie begleitende und ergänzende elektronische Edition (Computeredition) zu beantworten. Die folgenden Ausführungen greifen die Fragen auf und diskutieren die gewählten Lösungsverfahren in gedrängter Form anhand eines einzelnen Textzeugen.
Das Studienbuch Ms. GK 1[3], von dem hier einzig die Rede sein soll, enthält Eintragungen aus der Zeit von 1835 bis 1838, die 1841, während Kellers Studienaufenthalt in München, durch weitere ergänzt wurden. Während es sich bei den Münchner Eintragungen vor allem um erzählerische Entwürfe für das (vermutlich als Unikat hergestellte, aber nicht erhaltene) Wochenblatt der Schweizergesellschaft handelte, dessen zeitweiliger Redakteur Keller war, so sind es davor so unterschiedliche Dinge wie Gedichtexzerpte, Räubergeschichten, Briefentwürfe, Reflexionen über Kunst und Leben oder ein dreißigseitiger Dramenentwurf; dazu kommen aber vor allem auch Zeichnungen, die – bei umgedrehtem Buch – vorwiegend den hinteren Teil belegen. Nichts von alledem ist später in Kellers Werk eingegangen, und doch kündigt sich darin vieles an, was das spätere Schaffen ausmacht. Wird an den Exzerpten augenscheinlich, wie sich über dem Abschreiben fremder Texte allmählich das eigene Schreiben zu formieren beginnt, so zeigt sich andererseits am Wechsel von Bild und Schrift Kellers frühe Unentschiedenheit zwischen Maler- und Dichtertum. Die »Texte« mit ihren weitgehend kontextunabhängigen Bedeutungsstrukturen bilden nur die eine Ebene dieses Textzeugen. Ebenso bedeutsam sind – ganz abgesehen von den Skizzen und Zeichnungen – all die Phänomene, die nicht als solche in die »Texte« eingehen, vielmehr diese gerade an den einmaligen Textzeugen zurückbinden: die Anordnung der Eintragungen, der Seitenumbruch, die Positionierung innerhalb einer Seite, die Leerräume, die Streichungen oder der abrupt ändernde Schriftzug.
Ein Beispiel: Die Seite 83 des Studienbuches ist ganz Kellers Geburtstag vorbehalten. Es sei hier die Wiedergabe eingerückt, wie sie sich als konstituierter Text in Band 7 der Keller-Ausgabe des Deutschen Klassiker Verlags (DKV) findet:
Den 19. Juli 1837
Heute ist mein 18ter Geburtstag; von
heute an über 2 Jahre gelob ich mir, einigen Ruf zu gewinnen, wo nicht, so
werf’ ich die Kunst zum Teufel und lerne das Schusterhandwerk.
den 19. Juli 1838
Heute ist mein 19ter Geburtstag und sehe
ein, daß es dummes Zeug war, was ich vor einem Jahre geschrieben.
den 20ten Juli
O! Unabhängigkeit! wie bist du so
schön![4]
Die Wiedergabe lässt erkennen, dass die beiden ersten Eintragungen um genau ein Jahr auseinanderliegen, wobei die zweite das Gelöbnis der ersten widerruft. Unklar ist, wie sich die dritte, euphorisch gestimmte, zu den beiden andern verhält.
Bild 1
Was nur die Handschrift (siehe das folgende Bild 1) unmittelbar verrät, ist der Befund, dass der Widerruf von 1838 nachträglich in dunklerer Tinte und mit breiterer Feder dazwischengeschoben wurde und dass die Unabhängigkeits-Emphase die gleiche Schrift und Tinte aufweist wie die erste Eintragung und demzufolge dem Jahr 1837 (nicht 1838) zuzurechnen ist. Dazu kommt nun, noch zur ersten Eintragung gehörend, ein weiterer halb verwischter oder ausradierter, nur durch Interpolation vollständig entzifferbarer Satz, durch den die Eindeutigkeit der Aussagen und Zuordnungen etwas ins Wanken gerät:
Heute sah ich ein Mädchen,
das mir gefällt;
ich werde es kennen lernen; von heute an über 2 Jahre will ich wissen ob
wir zueinander gehören od. nicht.
Auch wenn der Satz – zu unbestimmbarem Zeitpunkt – getilgt wurde, geschah dies nur unvollständig und keineswegs bis zur völligen Unlesbarkeit, dadurch aber gerade zu insistenterem Hinsehen aufrufend.[5] Nicht entscheiden lässt sich, ob die Widerrufung der zweiten und die Euphorie der dritten Eintragung sich auf den getilgten Teil der ersten Eintragung oder nur auf deren Anfang oder auf beides zugleich beziehen. Erstaunlich genug bleiben die Konstellation insgesamt und die Tatsache, dass Keller ein Jahr nach der Eintragung des Gelöbnisses genau an dieser Stelle des Studienbuches den Widerruf – für wessen Auge? – eingepasst hat. Dabei nimmt die ursprüngliche tildenförmige Abschlusslinie unter der ersten Eintragung unversehens die Gestalt einer Verbindungsschleife an, welche wie eine versöhnende Geste die spätere Widerrufung an das frühere Gelöbnis heranholt. – All diese vorrangig topografischen Phänomene lassen sich nicht in einen ›edierten Text‹ überführen oder in einem Kommentar zur Anschauung bringen. Wie aber können sie angemessen dargestellt werden?
Noch unberührt von solchen Fragestellungen sind die zwischen 1926 und 1949 von Jonas Fränkel und Carl Helbling herausgegebenen Sämtlichen Werke (SW),[6] die zum ersten Mal auch Kellers Nachlassschriften in größerem Umfang erschlossen haben. Entsprechend der werkteleologischen Grundausrichtung dieser Edition wird den Studien- und Notizbüchern nur Beachtung geschenkt, soweit sie als Materialsammlung für die Entstehungsgeschichte publizierter Werke (zum Beispiel des Grünen Heinrich) dienen können, eine authentische dichterische Schaffenskraft erahnen lassen (SW 20) oder etwa die Extrapolation allgemein gültiger »Reflexionen« (SW 22, S. 325ff.) erlauben.
Erst im Rahmen der Keller-Ausgabe des Deutschen Klassiker Verlags (DKV)[7] wurde erstmals versucht, wenigstens die beiden frühen Studienbücher im Zusammenhang wiederzugeben: allerdings in der Gestalt bereinigter Fließtexte, ohne Berücksichtigung der Korrekturvorgänge, der Zeilen- und Seitenumbrüche und sonstiger topografischer Besonderheiten sowie unter Weglassung der Exzerpte und der Zeichnungen – entsprechend der Einheitsdoktrin des Gesamtunternehmens DKV, der gemäß alles nicht nur möglichst gleich behandelt wird sondern auch noch gleich aussehen soll. Dass dadurch der eigentliche Reiz der Studienbücher gerade verloren geht, ist die eine Sache; die andere, dass durch die nicht markierten Weglassungen irreführende Textnachbarschaften[8] und durch das Fehlen topografischer Hinweise sogar grobe Missverständnisse entstehen können.[9] Dem vermögen einzig die im Kommentar untergebrachte Übersichtsliste (S. 1079ff.) und die ebendort zu findenden Stellenerläuterungen einigermaßen entgegenzuwirken – vorausgesetzt, der Benutzer macht wirklich davon Gebrauch.
Da die HKKA im Gegensatz zu allen sonstigen Keller-Ausgaben davon ausgeht, dass die topografischen Eigenheiten den handschriftlichen Textzeugen nicht bloß äußerlich sind, sondern ihren Charakter zutiefst mitprägen, wurde ein editorisches Verfahren gesucht, das die entsprechenden Befunde auf möglichst einfache Art umzusetzen vermag. Die nahe liegendste Lösung bestand darin, die Textzeugen vollständig abzubilden und dabei den (von Keller oder von anderer Hand) beschriebenen Seiten eine diplomatische Umschrift gegenüberzustellen, unter Verzicht auf die Konstituierung eines wie auch immer bereinigten ›edierten Textes‹. Als Modell diente die von Roland Reuß und Peter Staengle im Stroemfeld Verlag herausgegebene Franz Kafka-Edition,[10] in der Handschrift und diplomatische Umschrift sich gegenseitig ergänzen, ohne dass dabei die Transkription das Bild der Handschrift verdrängen würde. In vergleichbarer Weise werden Kellers Studien- und Notizbücher in der HKKA Seite für Seite – inklusive Zeichnungen und Exzerpte – abgebildet und auf der jeweils gegenüberliegenden Seite durch eine Umschrift begleitet, die natürlich sämtliche Korrekturvarianten mitumfasst und in problematischen Fällen durch Anmerkungen und Stellenkommentare ergänzt wird. Maßgebende Einheit für die handschriftennahe Darstellungsweise sind die Seiten, im optimalen Falle die Doppelseiten des Originals. Sie bestimmen auch die Positionierungen und den Zeilenfall der Transkription, die natürlich nach wie vor bis zu einem starken Grade schematisierend verfährt und auf einem Kompromiss zwischen den Anforderungen des Originals und den technischen Möglichkeiten der Wiedergabe beruht. – Wozu nun aber noch eine buchbegleitende Computeredition?
Der zweifellos größte Vorteil einer
Computeredition gegenüber der
Buchedition sind die
Recherchiermöglichkeiten über große Textmassen hinweg, und sei
dies durch einfache Zeichenfolgensuche. Demgegenüber wurden –
mitbedingt durch die Unterschiedlichkeit der Plattformen und Ausgabemedien
– andere Erfordernisse wie eine flexible Variantendarstellung oder die
Einbindung von Handschriften bei bisherigen elektronischen Editionen in
erstaunlichem Maße vernachlässigt; Mängel, die sich zu Zeiten
wachsender Apparate und sich zunehmend Anerkennung verschaffender
Faksimile-Editionen besonders bemerkbar machen. Dass eine begleitende
Computeredition auch darstellungsmäßig nicht allzu weit hinter den
Stand der Buchedition zurückfallen sollte, scheint zwar
selbstverständlich; nur selten werden daraus aber auch die entsprechenden
Konsequenzen gezogen.
Noch ganz auf einfache Textwiedergabe und darauf applizierte Suchfunktionen beschränken sich die von Chadwyck Healey (ProQuest) produzierten elektronischen Klassiker-Editionen.[11] Es handelt sich um eine bloße Umsetzung der entsprechenden DKV-Studienausgaben, die zwar eine hilfreiche Volltextrecherche ermöglicht, darüber hinaus aber wenig technische Phantasie verrät. Dagegen werden (zumindest im Falle Kellers) nicht nur sämtliche Schwächen der Buchausgabe (inklusive die Druck- und Transkriptionsfehler) übernommen, sondern diese noch erheblich potenziert, begonnen bei der Festschreibung der Referenzierung auf die Zufälligkeiten des Buch-Fließ-Satzes und endend bei der konsternierend schlechten Handhabbarkeit des Kommentars.[12]
Demgegenüber bietet das mit der HKKA auf CD-ROM ausgelieferte Datenbankprogramm einen ungleich größeren Funktionsumfang und erfüllt auch die für eine historisch-kritische Ausgabe unabdingbaren Erfordernisse einer komplexen Variantendarstellung. Mit dem vor mehr als zwölf Jahren eigens für die HKKA entwickelten DOS-Programm kann man alle edierten Texte (inklusive die Studien- und Notizbücher) mit ihren Varianten, editorischen Stellenkommentaren, Sachwörtern und Querverweisen anzeigen und nach Zeichenfolgen absuchen, auch Variantentexte generieren, definierbare Informationen ausfiltern und Quellentexte oder Briefdokumente einblenden. Aber die (aus historischen Gründen zu erklärende) Bindung an eine nichtgrafische Oberfläche erlaubt es – abgesehen von der inzwischen veralteten Bedienungsweise – nicht, Handschriften wiederzugeben noch auch nur diplomatische Umschriften (mit genauen Positionierungen, Streichungen, Schriftwechseln und so weiter) darzustellen.[13] Für die Edition der Nachlass-Schriften musste deshalb nach einer neuen Lösung gesucht werden.[14]
Die (längst bekannte) Schwierigkeit bestand darin, dass es kaum überzeugende praktikable, das bloße Versuchsstadium überschreitende Modelle für die Zusammenführung von Text beziehungsweise Transkription und Handschriften-Reproduktion zu geben schien,[15] so dass am Ende die Einfach- und Schnellvariante der bloßen Buchsatzwiedergabe im pdf-Format, wie sie etwa die Franz Kafka-Ausgabe verwendet, sich als einzige überlegenswerte Möglichkeit erwies. Sie bietet – bei minimalem Erstellungsaufwand – plattformübergreifend Satzqualität am Bildschirm mit der Möglichkeit stufenweiser Vergrößerung und Verkleinerung und der Suche nach Zeichenfolgen in der Transkription, was allerdings bei Sonderzeichen wie etwa dem langen ›s‹ oder bei verschachtelten Korrekturen und unterbrechenden diakritischen Zeichen zu Problemen führen kann. Das Hauptproblem ist aber die fehlende direkte Verbindung zwischen Handschrift und Transkription innerhalb einer Seite.[16] Außerdem zeigen sich gerade hier, bei größtmöglicher Nähe zwischen Buch und Bildschirm, die Nachteile des letzteren besonders stark: Das relativ langsame ›Umblättern‹, das umständliche Verkleinern, Vergrößern und Nachpositionieren, das ständige Ziehen und Stoßen mit dem Zeigehändchen bei generell schlechter Orientierungsmöglichkeit vermag niemals die einfache Eleganz des schnellen Durchsehens, des Umblätterns und Überschlagens der Seiten eines Buches wettzumachen.
Solche grundlegenden Defizite haben die Herausgeber der HKKA dazu veranlasst, von der pdf-Variante abzusehen und eine eigene Softwarelösung zu entwickeln, welche die Stärken des elektronischen Mediums auszunützen versucht, ohne ständig an das erinnern zu müssen, was das Buch dennoch besser kann. Das Programm, das schon versuchsweise bei der Edition der Sieben Legenden und der Züricher Novellen eingesetzt wurde,[17] ermöglicht nun den Zugang zu sämtlichen Studien- und Notizbüchern (inzwischen auch zur Nachlassprosa und zu den Dramenfragmenten, HKKA 18). Es basiert auf der direkten Verknüpfung von Handschrift und Transkription mittels Bildkoordinaten und Wortlisten und erlaubt dadurch dem Benutzer das Suchen nach Zeichenfolgen in der Handschrift ohne den Umweg über die Transkription.[18] – Wie dies in der Anwendung aussieht, soll im Folgenden anhand der Studien- und Notizbücher etwas umrissen werden.
Den Ausgangs- und Referenzpunkt für die elektronische Darstellung bilden die über Inhaltsverzeichnisse oder Icons wählbaren handschriftlichen Textzeugen (hier die einzelnen Studien- und Notizbücher). Diese können Seite für Seite durchgeblättert, auf einer bestimmten Seite oder bei einer gewünschten Eintragung ›aufgeschlagen‹ oder nach einer bestimmten Zeichenfolge abgesucht werden. Als Darstellungs- und Bezugseinheit gilt die Handschriftenseite (bei Kleinformaten eine Doppelseite), von der ein möglichst umfangreicher Ausschnitt so angezeigt wird, dass die abgebildete Schrift bezüglich Größe und Kontrast gut lesbar ist. Die Wahl des Bildausschnittes (der sich auch auf Bildschirmbreite vergrößern lässt) wird mittels eines kleinen Seitenübersichts-Fensters (Navigator) gesteuert, das zugleich die Orientierung innerhalb der Seite erleichtert. Beim Überfahren eines Wortes mit der Maus wird dessen Transkription ohne spürbare zeitliche Verzögerung in einem Textfeld am oberen Rand angezeigt, so dass der Benutzer die Handschrift gewünschtenfalls Wort für Wort entziffernd durchgehen kann. Durch Anklicken mit der rechten Maustaste wird die Worttranskription direkt in das Bild übertragen.[19]
Das Umkehrverfahren zur Transkription ist die Zeichenfolgensuche. Ein im Textfeld unterhalb des Navigators eingegebenes Wort (oder ein Wortteil) wird auf Befehl gesucht und, wenn auf der aktuellen Handschriftenseite vorhanden, mit einem roten Rahmen umrandet. Nach dem gleichen Ausdruck kann aber auch im ganzen Textzeugen (nach vorn oder hinten) weitergesucht und die jeweils nächste Fundstelle angezeigt werden.[20] Alternativ dazu lässt sich eine Liste mit sämtlichen Fundstellen aller Studien- und Notizbücher einblenden, was im Übrigen auch ein leichtes Navigieren zwischen den verschiedenen Textzeugen erlaubt.
Bild 2
Bild 3
Neben die Wortranskription (Bild 2) tritt die integrale Transkription. Sie wiedergibt den ›Text‹ des gesamten Textzeugen – analog zur Buchedition[21] – in diplomatischer Umschrift und kann in einem frei beweglichen Fenster von beliebiger Größe eingeblendet werden.
Auch hier ist die direkte Parallelisierung von Handschrift und Transkription bis hinunter auf die Wortebene möglich (Bild 3): Ein in der Umschrift angeklicktes Wort wird vom Programm (wie bei der Zeichenfolgensuche) in der Handschrift rot umrahmt angezeigt; umgekehrt wird eine im Handschriften-Ausschnitt angeklickte Stelle automatisch in der Umschrift durch Einfärbung hervorgehoben.
Erwähnt sei noch die Möglichkeit, Handschriftenstellen (als ›Photos‹) in kleine Felder unterhalb des angezeigten Ausschnittes zu kopieren (Bild 4). Dadurch lassen sich einzelne Handschriftenstellen, zum Beispiel zu Datierungszwecken, direkt miteinander vergleichen.[22]
Bild 4
Die Kopierfelder speichern auch die Herkunftsadressen der angezeigten ›Photos‹, so dass durch deren Anklicken direkt an die entsprechende Stelle gesprungen werden kann.
Obwohl die Handschriften-Edition technisch unabhängig von der DOS-Texdatenbank ist, lässt sich diese dennoch – kontextbezogen – in einem Fenster einblenden. Damit steht dem Benutzer jederzeit auch das Datenbankkorpus mit allen Texten, Varianten, Kommentaren und Querverweisen, mit Quellentexten und Briefdokumenten zur Verfügung.
Logischerweise müsste der Spieß wohl umgedreht und die Darstellung der Handschriften zu einem Unterbereich des Gesamtkorpus, eines umfassenden ›HyperKeller‹ werden. Dass dies bisher nicht einmal in konzeptioneller Hinsicht geschehen ist, hat vorwiegend pragmatische Gründe und hängt mit dem Verlauf der praktischen editorischen Arbeit und der Entstehungsweise der Programme zusammen.[23] Vermutlich wird sich das in den nächsten Jahren zum Bessern ändern. Allerdings werden selbst die optimalsten Möglichkeiten, vom einen zum andern zu gelangen und alles mit allem zu verbinden, den Benutzer nicht davon entlasten, die am Buch geschulte Tugend philologischer Bedachtsamkeit auch im elektronischen Medium zu üben.
http://www.gottfriedkeller.ch/hkka/hkka.htm
Dr. Walter Morgenthaler
Deutsches Seminar
Nadelberg 4
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walter.morgenthaler@unibas.ch