Abstract
The Heinrich-Heine-Portal (<http://www.hhp.uni-trier.de>) is a digital edition of Heinrich Heine's (1797-1856) works and letters. It was established in autumn 2002 as a cooperation between the Heinrich-Heine-Institut (HHI), Düsseldorf, and the Competence Centre for Information Retrieval and Electronic Publishing in the Humanities at the University of Trier and is being supported by the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) and the Kunststiftung Nordrhein-Westfalen. In addition to a complete, annotated scientific edition of the poet's works and letters, the Heinrich-Heine-Portal presents digital images of his manuscripts held by the Heinrich-Heine-Institut and other literary archives. Access for users is free of charge. The electronic version is based on the two reference editions of Heine: the Düsseldorfer Heine-Ausgabe (DHA) for the works and the Weimar Heine-Säkular-Ausgabe (HSA) for the letters. The edition of the letters is being revised and updated, newly-discovered letters and corrigenda are added. Not only does the portal interlink edited texts, indices, commentaries et cetera and vice-versa, it also provides the electronic facsimiles of the textual transmission in Heine's manuscripts and printed materials (i.e. First Editions, newspaper publications); it thus allows for a close study of all the primary sources still available. In addition, the portal offers digital images of contemporary pictures and paintings, including the portraits of the poet. An extensive bibliography will be added at a later date and kept up-to-date continually by the Heinrich-Heine-Institut. The HHP thus represents a comprehensive platform for research on Heinrich Heine. This paper describes the essential steps of the project from the close analysis of the printed editions and their structural and typographical characteristics, the digitizing process, the encoding principles and the encoding practices by means of TUSTEP (Tübinger System von Textverarbeitungsprogrammen), the markup according to the TEI Guidelines and, finally, the electronic publication by consistently using Open Source software such as the database management system MySQL and the content management system ZOPE.
Ich bin kein Gelehrter, ich gehöre nicht zu den 700 Weisen Deutschlands. Ich stehe mit dem großen Haufen vor den Pforten ihrer Weisheit, und ist da irgend eine Wahrheit durchgeschlüpft, und ist diese Wahrheit bis zu mir gelangt, dann ist sie weit genug: – ich schreibe sie mit hübschen Buchstaben auf Papier und gebe sie dem Setzer; der setzt sie in Bley und giebt sie dem Drucker; dieser druckt sie und sie gehört dann der ganzen Welt.
Heinrich Heine[1]
Durch das Heinrich-Heine-Portal (<http://www.hhp.uni-trier.de>) werden Heines Werke nun nicht mehr nur durch die Druckerpresse, sondern auch online »der ganzen Welt« verfügbar gemacht. Seit September 2002 fördern die Kunststiftung NRW[2] und, im Rahmen ihres Programms Retrospektive Digitalisierung von Bibliotheksbeständen, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)[3] dieses Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Heinrich-Heine-Institut der Landeshauptstadt Düsseldorf und dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier, das das Ziel verfolgt, in einem Zeitraum von insgesamt fünf Jahren eine digitale Heine-Ausgabe, die auch die Überlieferung seiner Texte dokumentiert, weltweit zur Verfügung zu stellen.[4] Eine solche Publikation ermöglicht weit mehr als eine schnelle Suche von Zeichenketten über lange Textpassagen hinweg, da komplexe Textbeziehungen sichtbar gemacht werden. Sowohl die handschriftliche Überlieferung als auch kritische Kommentare und Register werden direkt mit den Texten verknüpft und schließlich eröffnet die digitale Edition die Möglichkeit, die edierten Texte immer wieder und nachhaltig zu verbessern und zu bearbeiten, ohne dass ein Neudruck vonnöten wäre.[5]
Das Heinrich-Heine-Portal (HHP) wird die Werke und den Briefwechsel Heines als integriertes Informationssystem auf der Basis moderner Datenstandards (SGML/XML) im Internet zugänglich machen. Für den Inhalt und die wissenschaftliche Betreuung ist das Heinrich-Heine-Institut verantwortlich, die Textauszeichnung sowie die Entwicklung der graphischen Oberfläche übernimmt das Trierer Kompetenzzentrum.
Die gemeinsame Grundlage für diese digitale Edition bilden die beiden maßgeblichen Historisch-kritischen Heine-Gesamtausgaben, die parallel in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik entstanden: die 1973-1997 erschienene Düsseldorfer Heine-Ausgabe (DHA)[6], herausgegeben von Manfred Windfuhr, und die 1970-1984 erschienenen Briefbände der Heine-Säkularausgabe (HSA)[7], herausgegeben von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (heute Stiftung Weimarer Klassik) und dem Centre National de la Recherche Scientifique in Paris. Damit wird erstmals eine einheitliche und vollständige Gesamtausgabe der Werke und Briefe Heines vorgelegt, die zusätzlich auch die zwischenzeitlich neu oder wieder aufgefundenen Briefe einbezieht.
Abb. 1: Druckseite mit Anweisungen für die Eingabe in China
Insgesamt müssen Textdaten im Umfang von circa 72 Millionen Zeichen (26.500 Seiten) für die elektronische Publikation aufbereitet werden. Zusätzlich werden digitale Faksimiles zu Briefen und Werken sowie Bildmaterialien aus den Beständen des Heinrich-Heine-Instituts in das Informationssystem integriert (insgesamt etwa 13000 Bilddateien). Geplant ist, in einer zweiten Förderphase die fünf in Buchform vorliegenden Heine-Bibliographien mit der bis 1995 erfassten Literatur aufzunehmen und die danach erschienenen Titel mit Hilfe der im Heine-Institut gepflegten Bibliographie-Datenbank zu aktualisieren und zu vervollständigen.
Die Datenerfassung wurde von der Firma TQY Double-Key in Nanjing/China durchgeführt, wobei zwei unabhängig voneinander arbeitende Gruppen von DatentypistInnen je eine Version A und B erstellten. Nicht nur der reine Text wurde erfasst, sondern auch alle typographischen Merkmale wie Wechsel zwischen kursiv- und recte-Passagen, Hoch- und Tiefstellungen, unterschiedliche Schriftgrößen und insbesondere sämtliche Sonderzeichen wurden durch entsprechende eindeutige Kodierungen berücksichtigt. Gleichzeitig besitzt diese Vorgehensweise den entscheidenden Vorzug, dass die chinesischen DatentypistInnen als Nicht-Muttersprachler die Textvorlage rein zeichenorientiert eingeben, während eine Erfassung durch Muttersprachler gerade bei historischen Texten zu Interferenzen und damit zu zusätzlichen Erfassungsfehlern führt.
Bevor jedoch mit der Eingabe der Daten begonnen werden konnte, mussten die Dokumente genau analysiert und beschrieben werden. In den beiden kritischen Heine-Ausgaben sind Texte versammelt, die einer Vielzahl verschiedener Texttypen (Lyrik, Drama, Prosa, Briefe, Kommentare, Lesarten, Überlieferungs- und Entstehungsgeschichten und so weiter) zuzuordnen sind und dementsprechend gänzlich unterschiedlichen Strukturprinzipien unterliegen. Eine weitgehend automatisierte TEI-Auszeichnung[8] kann nur gelingen, wenn die strukturellen Eigenarten der Text-, Kommentar- und Registerbände der DHA und HSA genau beschrieben und alle typographischen beziehungsweise auf das Layout der Texte bezogenen Charakteristika schon bei der Erfassung mit spezifischen Kodierungen versehen werden. Deshalb wurden alle Texte sorgfältig im Hinblick auf ihre Makro- und Mikrostruktur analysiert, wobei zunächst die strukturell einfacheren Brief- und Kommentarbände der HSA und erst im Anschluss die eine Vielzahl unterschiedlicher Texttypen vereinigenden Bände der DHA beschrieben wurden. Ergebnis dieser Analyse waren genaue Aufstellungen über typographische Merkmale und Sonderzeichen, die die Basis für die Ausarbeitung einer exakten Anweisung zur Erfassung aller Texte bilden. Für diese Erfassungsanweisungen wurden Tabellen erstellt, in denen alle im Text vorkommenden Phänomene in Bezug auf Layout und Sonderzeichen festgehalten und kurz erläutert wurden. Jedes Phänomen erhielt eine Kodierung, die zugehörigen typographischen Besonderheiten wurden anhand eines aus dem Text entnommenen Musters dokumentiert (vergleiche Abbildung 1). Dieser Arbeitsschritt diente dazu, den chinesischen DatentypistInnen ein exaktes ›Regelwerk‹ zur Erfassung an die Hand zu geben. Eine Regel aus dieser Liste von Anweisungen bestimmt beispielsweise, dass mit Hilfe von @@1@ (vergleiche zu den Kodierungen Abbildung 2) eine Kopfzeile kodiert wird. @@3@ steht für den Beginn eines Fußnotentextes, mit <p> werden verschiedene Absatztypen codiert und <E> beziehungsweise <E+1>/<E+X> stellen ein Maß für den relativen Texteinzug dar. Auch für Verszeilen (paariges <shi>), Tabellen (paariges <biaoge>), Marginalien rechts (paariges <you>) und links (paariges <zuo>) wurden Markierungen vergeben; <konghang> steht für einen größeren Durchschuss. Nach Anlaufen der Erfassungsarbeiten wurden die Eingabeanweisungen ständig erweitert und optimiert, um so die ohnehin sehr geringe Fehlerdichte weiter zu reduzieren. Ein Beispiel hierfür ist die paarige Kennung <djys>...</djys>, die eine Art chinesisches Akronym für vielstufige Einzüge darstellt.
Einige Sonderzeichen hatten zunächst noch keine Kennung erhalten, zum Beispiel die Symbole für Mann und Frau (HSA Band 22 und 26) oder ungewöhnliche Ligaturen (zum Beispiel die zwischen H und D in HSA Band 24K). An diesen Stellen fügten die Datentypistinnen eine Zweifelskennung ein ({?AZIFU}), die während des Datenabgleichs durch die korrekte Vorlagenform ersetzt wurde.
2.313 | |$0 <konghang> |
2.314 | |$00038.31 <P><A+1>16. #/+An Heinrich Straube in Göttingen#/-</A+1></P> |
2.315 | |$00038.32 <P>______________________________#/+Göttingen, 5. Februar 1821, |
|Montag#/-</P> | |
2.316 | |$0 <konghang> |
2.317 | |$00038.33 <shi>Wenn der Frühling kommt mit dem Sonnenschein |
2.318 | |$00038.34 Dann knospen und blühen die Blümlein auf; |
2.319 | |$00038.35 <zuo>35</zuo>Wenn der Mond beginnt seinen Stralenlauf |
2.320 | |$00038.36 Dann schwimmen die Sternlein hintendrein;</shi> |
2.321 | |$0 @@1@#/+März 1821#/-<S39> |
2.322 | |$00039.01 <shi>Wenn der Sänger zwey süße Äuglein sieht |
2.323 | |$00039.02 Dann quellen ihm Lieder aus tiefem Gemüth |
2.324 | |$00039.03 Doch Lieder und Sterne und Blümelei |
2.325 | |$00039.04 Und Äuglein und Mondglanz und Sonnenschein |
2.326 | |$00039.05 Wie sehr das Zeug auch gefällt,<you>5</you> |
2.327 | |$00039.06 Ist es doch noch lang nicht die Welt!</shi> |
2.328 | |$0 <konghang> |
2.329 | |$00039.07 <P>__Ja, die Welt besteht noch aus andern Ingredienzen. Wenn Du mahl in |
|meinem | |
2.330 | |$00039.08 großen Naturepos lesen wirst von den unzähligen Goldäderchen die den Welt |
2.331 | |$00039.09 körper durchweben, so wisse nur daß ich darunter Ducaten, Louisd'ore un |
2.332 | |$00039.10 Frd'ore verstehe. Ich denke heut mit meinen Spießen auf's Reine zu |
|kommen.<you>10</you> | |
2.333 | |$00039.11 Bin jetzt am Packen. Schick mir gleich auf der Stelle: 1° Rousseaus Brief |
|2° | |
2.334 | |$00039.12 den Manfred und 3° das englische Buch. Vergiß nicht, Lausangel.</P> |
2.335 | |$00039.13 <P>__Dein Dich herzlich liebender.</P> |
2.336 | |$00039.14 <P>______________________________Freund und Gönner</P> |
2.337 | |$00039.15 <P>________________________________________H. Heine Stud |
|Juris.</P><you>15</you> |
Abb. 2: Brieftext HSA 20, Nr.16, im TUSTEP-Format
Nach der Erstellung der beiden Fassungen werden diese automatisch miteinander verglichen und die Abweichungen in Form eines Differenzprotokolls ausgegeben. Dieses wird dann manuell anhand der Originalvorlage abgearbeitet und eine nahezu fehlerfreie Version erstellt. Als Ergebnis dieses Arbeitsschrittes liegt eine originalgetreue Fassung der Druckvorlage in Form von ASCII-Dateien vor, das heißt insbesondere, dass diese keine soft- oder hardwareabhängigen Kodierungen mehr enthalten. Die Genauigkeit dieser Methode liegt bei circa 99,997% gegenüber der Vorlage, es sind also circa drei Fehler in 100.000 Zeichen zu erwarten.
Während die Dokumentanalyse der DHA noch andauerte, wurde bereits mit der Erfassung der HSA-Briefbände begonnen. Im März 2003 wurden Band 20 und Band 20K nach Trier übermittelt, so dass die Arbeiten für die automatisierte TEI-konforme Auszeichnung der Brieftexte und der zugehörigen Kommentare in Angriff genommen werden konnten. Die Erfassung aller HSA-Briefbände wurde im Mai 2003 abgeschlossen. Seit Juli 2003 liegen alle Text- und Kommentarbände der HSA-Briefe (HSA 20-27) sowie der Registerband (HSA 20-27R) in abgeglichenen Versionen vor.
Die Erfassung der DHA wurde im September 2003 abgeschlossen, die Differenzprotokolle bis Ende Dezember 2003 abgeglichen: So liegen seit Beginn des Jahres 2004 alle Daten der HSA und der DHA ausgabendiplomatisch im TUSTEP- und im ASCII-Format vor (Abbildung 2).
Durch die genaue digitale Abbildung der Texte ist ein erstes Ziel erreicht: Die Texte sind bereits voll recherchierbar, erste Anfragen an den Inhalt können durchgeführt werden. Um darüber hinaus spezifizierte Suchanfragen zu ermöglichen, sind weitere inhaltliche Beschreibungen der Texte notwendig. Dazu werden im HHP-Projekt die Richtlinien der TEI (Text Encoding Initiative)[9] verwendet, die auf SGML/XML (Standard Generalized Markup Language/eXtensible Markup Language)[10] basieren. Jeder Text wird einem bestimmten Dokumententyp und einer entsprechenden Dokumenten-Typ-Definition (DTD) zugeordnet, im Fall der Heine-Texte sind dies zum Beispiel Lyrik (%TEI.verse.dtd, Kurz: vedtd), Drama (%TEI.drama.dtd, kurz: drdtd) oder Prosa (%TEI.prose.dtd, kurz: prdtd). Ein Brief wird zunächst als Einheit mit einem Anfangs- und Endetag mit der Kennung ›Brief‹ geklammert. Zusätzlich wird die Nummer des Briefes einzeln markiert. Nach der Briefnummer steht die ebenfalls gekennzeichnete Anrede, danach folgt der Brieftext, der durch ein öffnendes Tag davor und ein schließendes Tag danach eingeklammert wird. Auf diese Art und Weise sind alle Elemente eines Briefes identifizierbar und mit den ihnen zukommenden Namen mittels XML-Code nach den Regeln der TEI etikettiert. Diese Auszeichnungen sind notwendige Anker, mit denen auf die einzelnen Bestandteile eines Textes zurückgegriffen werden kann. Die Suchmöglichkeiten, die der Nutzer des HHP einmal haben wird, hängen von diesen Markierungen ab, denn die Metainformationen werden von einer Suchmaschine verwendet, um separat auf die einzelnen Bestandteile eines Textes zugreifen zu können. Je genauer ein Text ausgezeichnet wird, desto komfortabler gestaltet sich später die Suche darin.
Hier zeigen sich bereits die Vorteile einer SGML-Kodierung. Durch die Gliederung in verschiedene Ebenen, zum Beispiel durch Bezeichnung des Texttyps oder des Inhalts wird dem Benutzer mehr geboten als eine einfache Volltextsuche. Ausgehend von den ausgezeichneten Elementen kann eine Suchmaschine aufgebaut werden, die detaillierte Abfragen gestattet. Aufgrund der Auszeichnung kann beispielsweise unterschieden werden zwischen Briefen, die Heine an Goethe (als Adressat getaggt) geschrieben hat und solchen, in denen er an eine dritte Person über Goethe (Name im Briefkörper) geschrieben hat.
Um nach der Publikation der Brieftexte möglichst vielfältige Zugriffe auf einzelne Briefe oder Briefserien zu erhalten, wurden standardisierte Briefköpfe im TEI-Format erarbeitet, die Auskunft geben über: Absender/Empfänger, Aufenthaltsort des Absenders/Empfängers, Datierung (Datum und Wochentag), Textsorte (Brief, Widmung, Albumblatt, Stammbuchblatt und so weiter) oder die in einem Brief verwendete Sprache (Abbildung 3).
Auf der Grundlage der in den Briefköpfen angelegten Informationen können Indizes erzeugt werden, über die etwa eine chronologische, personenbezogene oder thematische Sortierung von Briefkorpora möglich ist. Ausgehend von einem bestimmten Brief kann direkt auf das Antwortschreiben zugegriffen werden. Außerdem enthalten die standardisierten Briefköpfe Referenzen auf elektronische Faksimiles der Briefe, die mit den Texten verknüpft und auf Wunsch auf dem Bildschirm angezeigt werden.
Diese Informationen sind allesamt in ein Element <div3 type="head"> ... </div3> (Abbildung 3) geklammert. Nach der Content Declaration dieses Elements darf <div3> jedoch nur verwendet werden, wenn mindestens ein <p> ... </p> (paragraph) eingeklammert wird. Da die meisten Briefköpfe jedoch keine mit <p> ... </p> zu markierenden Passagen enthalten und die Dokumente somit nicht gültig validiert werden könnten, wurde letztlich per Programm vor alle </div3> ein ›leerer‹ Paragraph <p rend="none"></p> eingefügt, der bei der späteren Ausgabe auf einen Browser unterdrückt werden muss und nur eingesetzt wird, um den Erfordernissen der TEI-DTD formal Rechnung zu tragen. Die formale Korrektheit der Datenauszeichnung wird durch einen SGML-Parser gewährleistet, der den Textkörper nach fehlerhaften Kodierungen durchsucht.
<div2 type="letter" id="W20B0003">
<ref type="lang">Deutsch</ref> <ref type="faksimile" n="07">W20B0003.JPG</ref> <ref type="prev" target="W20B0002">Vorangehender Brief von Heine an Sethe</ref> <ref type="next" target="W20B0028">Nachfolgender Brief von Heine an Sethe</ref> </byline> </div3> </div2> |
Abb. 3: Standardisierter Briefkopf zum Brief HSA 20, Nr.3
Ausgangsbasis für die elektronische Publikation sind die XML-kodierten Daten. Jeder erfasste und ausgezeichnete HSA-Band bildet ein eigenes XML-Dokument. Zu jedem dieser Dokumente gibt es eine zugehörige Datei, die die Briefköpfe enthält. Sie werden in der digitalen Publikation auf dem Bildschirm ihrem jeweiligen Brief vorangestellt. Durch die Vergabe einer einheitlichen id ergibt sich eine eindeutige Zuweisung der jeweils zusammen gehörenden Elemente Briefkopf, Brieftext, Briefkommentar und, falls vorhanden, Faksimile (Abbildung 4).
W |
20 |
B |
0001 |
a |
Weimarer Ausgabe |
Band |
Brief |
Nummer des Briefes gemäß der Ausgabe |
Ausgabe im Anhang (Zusatz für nachträglich bearbeitete Briefe) |
Abb. 4: Aufbau einer id
Mit den Informationen aus den Briefköpfen und den Textdaten werden mehrere Tabellen einer Datenbank auf Basis des Datenbank-Management-Systems MySQL[11] aufgebaut. Dieser Datenimport wird mit Hilfe von Scripten durchgeführt, die in der Sprache Tcl/Tk[12] unter Verwendung der SGML und XML verarbeitenden Erweiterung CoST[13] (Copenhagener SGML-Tool) implementiert wurden. Ein Script liest und verarbeitet den Brieftext, ein weiteres ist speziell für den Kommentar konzipiert und ein drittes filtert die relevanten Informationen aus den Dateien für die Briefköpfe.
Neben den Kopfinformationen lesen die CoST-Scripte die XML-Dateien für die Brieftexte und -kommentare und generieren HTML-Versionen, die ebenfalls in Datenbanktabellen abgelegt werden. Alle derart angelegten Tabellen bilden die gesamte Datenbank, die HHPdatabase. Die Internet-Applikation greift auf diese Datenbank zu, ruft die nötigen Informationen ab und zeigt sie in der graphischen Oberfläche an.
Das Portal wird mit dem Content Management System ZOPE[14] (Z Object Publishing Environment) erstellt, einer einheitlichen Arbeitsumgebung, in der nur ein Internetbrowser benötigt wird, da alle Vorgänge über dynamische HTML-Seiten und integrierte Programmroutinen in Form von Python-Scripten ablaufen. Damit besitzt das Portal den enormen Vorteil, nicht plattformgebunden zu sein. Überdies handelt es sich bei ZOPE um ein Open Source Produkt.
Die Hauptseite des Portals stellt die am Projekt beteiligten Organisationen (Kompetenzzentrum, HHI, Kunststiftung NRW und DFG) vor und führt auf die zugehörigen Internetseiten. Außerdem werden hier bereits die aktuellsten Informationen zum Projekt geboten.
Über den Titel »Das Heinrich-Heine-Portal« als Hyperlink wird der Einstieg in das Portal ermöglicht. Die Menüleiste ermöglicht den Zugang zu den Abteilungen »Aktuelles«, »Über Heinrich Heine«, »Werke«, »Briefwechsel«, »Bildmaterial«, »Einstellungen«, »Über das Projekt«, »Kontakt« und »Hilfe«.
Bisher wurde im wesentlichen die ZOPE-Applikation für den Briefwechsel implementiert. Die gesamte Korrespondenz Heinrich Heines aus den HSA-Bänden 20 bis 27 ist ebenso wie die jeweiligen Kommentare im Netz recherchierbar. Dazu kommen Nachträge der HSA und neue Briefe. Wird die Briefabteilung angewählt, erscheint links eine Navigationsleiste, die die verschiedenen Möglichkeiten, die HSA zu rezipieren, anbietet. So können zunächst die Bände mit genauer Referenz auf die Buchausgabe konsultiert werden, wodurch von der Internetversion aus die Zitierfähigkeit gewährleistet ist. Außerdem ist chronologisches Vorgehen sowie alphabetische Suche nach Adressaten (Briefe von Heine) und Absendern (Briefe an Heine) im Portal inbegriffen. Am Beispiel des Weges über die Ausgabe soll die Nutzbarkeit deutlich gemacht werden. Unter »Weimarer Ausgabe« wird Band 20 geöffnet. Es erscheint eine Liste aller Briefe des Bandes, die einem gewöhnlichen Inhaltsverzeichnis nachempfunden ist. Ein Icon vor einem Eintrag verweist auf das zu diesem Brief gehörende digitale Faksimile. Um dies an einem Beispiel zu demonstrieren, dient der dritte Brief aus Band 20, den Heine an Christian Sethe geschrieben hat. Wählt der Benutzer diesen Brief an, wird der Bildschirm aufgeteilt in drei, virtuell in vier Bereiche (Abbildung 5).
Abb. 5: Parallele Darstellung von Brief- und Kommentartext
Die obere Zeile enthält Informationen, die in der gedruckten Version nicht vorhanden sind. Es handelt sich hierbei um die oben genannten, von den Mitarbeitern des HHP zusätzlich zur HSA erstellten standardisierten Briefköpfe, die Kurzinformationen über den ausgewählten Brief bieten, nämlich zu Absender, Empfänger, Ort und so weiter. Neben diesen Angaben, die über einen Brief zur Verfügung stehen, besteht auch die Möglichkeit, zum jeweiligen Antwortschreiben zu gelangen oder auch zu sehen, welcher Brief in der Korrespondenz mit dieser Person dem aktuell betrachteten vorausgegangen ist. Auf diesem Weg kann der gesamte Schriftverkehr Heines mit einer einzelnen Person verfolgt werden. Hier überzeugt das Portal durch seinen eindeutigen Mehrwert gegenüber der Buchausgabe, da langes und mühseliges Suchen in den HSA-Bänden nun entfällt.
Abb. 6: Parallele Darstellung von Brieftext und Original
In der linken Hälfte des Hauptfensters erscheint der edierte Text des Briefes als exakte Wiedergabe der Buchfassung, das heißt, dass das genaue Seitenlayout (zum Beispiel Seiten- und Zeilenumbrüche) rekonstruiert wird, was ebenfalls für die Typographie gilt. Somit kann die Buchausgabe anhand der elektronischen Ausgabe genau zitiert werden.
Da das HHP den Briefwechsel in vollständig überarbeiteter Form präsentiert, sind nicht nur Textkorrekturen der HSA und Verbesserungen im Kommentar und bei der Datierung anhand der erhaltenen Briefhandschriften vorgenommen worden, sondern auch inzwischen neu oder wieder aufgefundene Briefe beziehungsweise in der HSA nur auszugsweise edierte Briefe wurden in voller Länge zugänglich gemacht. Die Verbesserungen und Ergänzungen der Briefausgabe durch Christian Liedtke und Bernd Füllner vom HHI sind in den Daten in geeigneter Weise eingetragen, so dass die Unterschiede zwischen Buchausgabe und Revision explizit dargestellt werden können. Derzeit bildet die im HHP zugängliche Revision der Briefausgabe die aktuellste kritische Fassung ab. Das Portal bietet also aufgrund der textphilologischen Überarbeitung der Briefe einen beachtlichen Mehrwert gegenüber der gedruckten Fassung in der HSA.
Die rechte Hälfte des Hauptfensters zeigt synoptisch zum edierten Text den dazugehörigen Kommentar mit den folgenden Komponenten an: »Datum« oder »Adresse«, »Überlieferung«, »Mitteilungen zum Text« (textkritischer Apparat) und »Erläuterungen« sowie gegebenenfalls »Erläuterungen zu den Mitteilungen zum Text«. Vom edierten Text wird auf diese Komponenten verwiesen, zum Beispiel auf die Mitteilungen zum Text beziehungsweise den Apparat und die Erläuterungen durch blaue beziehungsweise rote Pfeilsymbole links von der betreffenden Textzeile. Durch Mausklick auf das Faksimile-Symbol im edierten Text oder in der linken Spalte mit der Übersicht über die Einzelbriefe oder auf die entsprechende Schaltfläche in der Kopfleiste über dem Hauptfenster kann statt des Kommentars das Faksimile in den rechten Teil des Hauptfensters geladen und mit dem edierten Text verglichen werden (Abbildung 6). Die faksimilierten Seiten der Handschriften sind seitengenau verlinkt, denn bei jedem Seitenwechsel des Originals erscheint im edierten Text das aktivierbare Faksimile-Symbol. In einer Kopfleiste über dem Seitenfaksimile befinden sich zwei Pfeile, mit deren Hilfe innerhalb eines Briefes vorwärts und rückwärts geblättert werden kann. Man gelangt vom Seitenfaksimile durch Anklicken der Schaltfläche ›Kommentar‹ über dem Faksimile-Teil des Hauptfensters wieder zurück zum Kommentar. In einer weiteren Kopfleiste wird der Standort des Originals der Handschrift verzeichnet.
Insgesamt werden ungefähr 13.000 Seitenfaksimiles in das Portal eingebunden. Um schnellere Ladezeiten zu gewährleisten, werden sie in geringer, webüblicher Auflösung (72 dpi) angeboten. Möchte der Benutzer jedoch die Version mit hoher Auflösung betrachten, so wird durch einen Mausklick die vergrößerte Entsprechung des Faksimiles (300 dpi) aufgerufen. Diese liefert bei einem Ausdruck eine nahezu exakte Reproduktion des Originals.
Dies ist das bisherige Ergebnis der Arbeiten, die sich in der ersten Projektphase hauptsächlich auf die Briefe Heines konzentriert hatten, die in Kürze vollständig im HHP zugänglich sein werden. Zur Zeit liegt der Schwerpunkt der Arbeiten auf der Auszeichnung der Werke der DHA, für deren Darstellung die Oberfläche erweitert werden muss. Auch dabei werden wieder die möglichen Suchfunktionen und Ansprüche, die der Benutzer an das Portal stellen könnte, sorgfältig eruiert und über Auszeichnungen, die in den Text eingebracht werden, verankert, um eine optimale Funktionalität zu erreichen.
Mit dem HHP wird erstmals in dieser umfassenden Form ein deutscher Autor im Internet präsentiert. Der Ausgangspunkt einer vollständig vorliegenden kritischen Edition, die zusätzlich im Rahmen des Projektes neu überarbeitet wird, stellt den entscheidenden Mehrwert gegenüber anderen im Internet zugänglichen autorbezogenen Portalen dar. Insbesondere wird es in der Zukunft die zentrale Informationsplattform für die Heine-Forschung bilden, da der Schwerpunkt auf der Bereitstellung der Textinhalte und den damit verknüpften Dokumenten (Originalhandschriften, Erstdrucke, Portraits und so weiter) liegt.
Neben der inhaltlich-philologischen Seite stellt auch die technische Realisierung eine Innovation dar. Der gezielte Einsatz eines Content Management Systems und der damit involvierten programmtechnischen Methoden ermöglicht die Portierung des Systems und somit seine Anwendung auf andere Autoren.
Nathalie Groß (Trier)
Nathalie Groß
Kompetenzzentrum für elektronische
Erschließungs-
und Publikationsverfahren
in den Geisteswissenschaften
an der Universität Trier
Universitätsring 15
D-54286 Trier
gros2201@uni-trier.de
(27. April 2005)
[1] | Heinrich Heine: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. In: Manfred Windfuhr (Hg.): Heinrich Heine: Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke. Band VIII. Hamburg: Hoffmann und Campe 1973-1997, S. 13f. |
[2] | <http://www.kunststiftungnrw.de> (25.10.2004). |
[3] | |
[4] | Bernd Füllner/Christian Liedtke: Volltext, »Web« und »Hyperlinks«. Das Heinrich-Heine-Portal und die digitale Heine-Edition. In: Joseph A. Kruse (Hg.): Heine Jahrbuch 42 (2003), S. 178-187. |
[5] | Vgl. Fotis Jannidis: Wider das Altern elektronischer Texte: Philologische Textauszeichnung mit TEI. In: editio 2 (1997), S. 152-177, bes. S. 152. |
[6] | Heinrich Heine: Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke. In Verbindung mit dem Heinrich-Heine-Institut herausgegeben von Manfred Windfuhr. Im Auftrag der Landeshauptstadt Düsseldorf mit Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Freie und Hansestadt Hamburg, das Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. 16 Bände in 23 Einzelbänden. Hamburg: Hoffmann und Campe 1973-1997. |
[7] | Heinrich Heine: Säkularausgabe. Werke, Briefwechsel, Lebenszeugnisse. Hg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (seit 1991 Stiftung Weimarer Klassik) und dem Centre National de la Recherche Scientifique in Paris Berlin: Akademie-Verlag/Paris: Edition du CNRS 1970 ff. Die Briefbände 20-27 und 20-27R, Berlin 1970-1984. |
[8] | Bernd Füllner/Johannes Fournier: Das Heinrich-Heine-Portal. Ein integriertes Informationssystem. In: Thomas Burch/Johannes Fournier/Kurt Gärtner und/Andrea Rapp (Hg.): Standards und Methoden der Volltextdigitalisierung. Beiträge des Internationalen Kolloquiums an der Universität Trier, 8./9. Oktober 2001. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2003, S. 239-263. |
[9] | Zum besseren Verständnis der TEI: Fotis Jannidis: TEI in der Praxis. An overview and summary of TEI in practice. In: Jahrbuch für Computerphilologie online (1997) <http://computerphilologie.uni-muenchen.de/praxis/teiprax.html> (25.10.04). |
[10] | SGML als Markierungssprache basiert auf dem 1969 von Charles Goldfarb entwickelten Vorläufer GML und wurde 1986 von der International Standardization Organisation (ISO) als Standard veröffentlicht. Im Laufe des Einsatzes von SGML zeigte sich, dass viele der dort vorgesehenen Kodierungsmöglichkeiten im normalen Gebrauch nicht eingesetzt wurden und insbesondere die Sprache und die sie verarbeitende Software zu komplex werden ließen. Aus diesem Grunde wurde 1997 XML als Vereinfachung von SGML eingeführt, ohne dadurch entscheidende Verluste in der Mächtigkeit der Methode in Kauf nehmen zu müssen. Siehe zu SGML: Charles F. Goldfarb: The SGML Handbook. Oxford: University Press 1990. |
[11] | Bei MySQL handelt es sich um ein frei verfügbares Datenbank-Management-System, mit dem sich besonders leicht Datenbankserver für Internetapplikationen einrichten lassen. Weitere Informationen unter <http://www.mysql.com> (25.10.2004). |
[12] | Tcl (Tool Command Language) ist eine einfache Scriptsprache, die leicht portierbar ist, d.h. sie arbeitet auf allen gängigen Plattformen (Windows, Macintosh, Linux/UNIX). Weitere Informationen unter <http://www.scriptics.com> (25.10.2004). |
[13] | Weitere Informationen zu CoST (Copenhagener SGML Tool) unter <http://www.flightlab.com/cost> (25.10.2004). |
[14] | ZOPE ist der führende Open-Source Webanwendungs-Server. Weitere Informationen unter <http://www.zope.org>(25.10.2004). |