DIE BIBLIOTHEK DER WELTLITERATUR. AUSGEWÄHLT VON MARKUS FINKBEINER UND THOMAS HAFKI. (DIGITALE BIBLIOTHEK, 89) BERLIN: DIRECTMEDIA 2004. [Preis: 45,- EUR]

So sieht also eine – nein: die – Bibliothek der Weltliteratur aus: alphabetisch von Aischylos bis Zola, chronologisch von Homer und Hesiod (samt den Anfängen des Alten Testaments und der altindischen Veden) bis zu Sienkiewicz und Rilke, repräsentiert durch 163 Werke auf 85.000 Bildschirmseiten. Das kann sich sehen lassen.

Über die insgesamt plausible Textauswahl wird man immer streiten können. Kriterien für sie hätte man wohl nur durch eine explizite Klärung dessen gewinnen können, was hier angestrebt werden soll: Eine UNESCO-artige Präsentation möglichst aller derzeitigen Nationalliteraturen vom Albanischen bis zum Vietnamesischen? Das wohl am wenigsten. – Oder eine Repräsentation von Harold Blooms Western Canon, die (Eurozentrismus hin oder her!) der weltweiten Dominanz des Englischen Rechnung trägt? Dafür wäre Shakespeare viel zu stiefmütterlich behandelt, und auch Autoren wie Wordsworth, Jane Austen, Melville und Emily Dickinson hätten auf keinen Fall fehlen dürfen. Oder eine spezifisch deutsche Bibliothek der Weltliteratur à la Hermann Hesse (1929)? Dann sollten von Goethe nicht nur der Werther und der Faust, von Schiller nicht nur die Räuber, von Fontane nicht nur der Stechlin aufgenommen werden. – Oder von allem etwas?

Vielleicht wäre es doch sinnvoll gewesen, auf Goethe als den Urheber der Begriffsprägung »Weltliteratur« zurückzugehen, der darunter weder die Allheit der Literaturen der Welt und ihrer Werke noch auch ihre Spitzenleistungen verstanden wissen wollte, sondern vielmehr den aktuellen Prozess internationaler literarischer Kommunikation. Hätte man sich auf diese – durchaus mit Goethes weitem Literaturbegriff – konzentriert, dann wären Werke Bjørnstjerne Bjørnsons oder Henryk Sienkiewiczs wohl ebenso verzichtbar gewesen wie Karl Simrocks Adaptationen von Wolfram von Eschenbachs Parzival und des Nibelungenlieds oder wie Ignaz Schnitzers damals zeitgenössische Verdeutschung von Petöfis Lyrik, dann hätten Platons Symposion (warum nicht in Schleiermachers maßstabsetzender Übersetzung?) und Augustinus’ Confessiones hier nicht die einzigen philosophischen und theologischen Texte mit literarischem Anspruch sein dürfen, und neben der Bibel hätte wohl auch der Koran nicht fehlen sollen.

II. Die Texte: Übersetzungen

Wäre man dem Goetheschen Leitfaden gefolgt, dann hätte man der literarischen Übersetzung größere Aufmerksamkeit widmen und einige ihrer musterhaften Exemplare aufnehmen sollen: also etwa – über Vossens Homer hinaus – Herders Volkslieder (aus aller Herren Länder) und Der Cid, Wielands Übertragung von Lukians Göttergesprächen und Horaz’ Satiren und Episteln, Hölderlins Pindar, Rückerts (von Arno Schmidt hoch gerühmte) Makamen des Hariri, schließlich Stefan Georges »Umdichtung« der Shakespeare Sonette. Vor allem aber hätte man die Übersetzungen nicht unreflektiert präsentieren dürfen. Eine fundierte übersetzungstheoretische Auseinandersetzung mit dem systematischen und historischen Status jeder einzelnen Übertragung erscheint im gegebenen Rahmen freilich so wünschenswert wie unrealistisch. Doch es bleibt unverständlich, warum die Herausgeber komplett darauf verzichtet haben, die unmittelbarste Form der Reflexion zu nutzen: die zweisprachige Präsentation. Dass das elektronische Medium und speziell die Oberfläche der Digitalen Bibliothek dafür in besonderem Maße geeignet ist, zeigt sich in der Ausgabe Shakespeare: Complete Works. English & German (DB 61), in der bequem zwischen Erstdruck, moderner Textausgabe und der klassischen Schlegel/Tieck-Übersetzung hin- und hergeschaltet werden kann. Ein Rückgriff auf diese Lösung (sinnvollerweise um eine synoptische Anzeigefunktion erweitert) – zumindest für die ›vertrauteren‹ Sprachen oder auch nur für die Literaturen, für die bereits umfangreiche originalsprachliche Textsammlungen vorliegen (englisch/amerikanisch und russisch) – hätte den Wert der CD-ROM erheblich gesteigert.

Was zudem in dieser Bibliothek der Weltliteratur dem dominanten Aktualitätsgesichtspunkt des Goetheschen Weltliteratur-Begriffs von vornherein zuwiderläuft, ist der weitgehende Verzicht auf Originalwerke und Übersetzungen des 20. Jahrhunderts. Der aber ist urheberrechtlich motiviert, da unter allen Umständen Lizenzgebühren vermieden werden sollten – und dies ist erst 70 Jahre nach dem Tod der Autoren und Übersetzer möglich. Daher fehlt nicht nur fast die ganze Moderne, mit Ausnahme Rilkes und Kafkas, sondern auch (wie ausdrücklich vermerkt) Jane Austens Pride and Prejudice und Herman Melvilles Moby Dick, ja darüber hinaus (stillschweigend) die klassische chinesische und japanische wie auch die lateinamerikanische Romanliteratur. Ganz unverständlich ist dagegen das Fehlen Pindars und Sapphos, wie überhaupt der gesamten antiken Lyrik mit Ausnahme von Theokrits Idyllen. Hierzu wie etwa auch zur Vernachlässigung Rimbauds und Mallarmés gegenüber Verlaine hätte man sich zumindest einige Erläuterungen der Herausgeber gewünscht.

Nicht minder erklärungsbedürftig wäre die Wahl der Übersetzungen. Darunter gibt es geradezu klassische, die man hier dankbar auf einer einzigen CD versammelt findet: Richard Wilhelms Übersetzungen aus dem Chinesischen, die der Veden durch den Nietzsche-Freund Paul Deussen, Karl Eugen Neumanns Reden Gotamo Buddhos und Rosenzweig-Schwannaus Hafiz und Rumi, J. H. Vossens Homer, Droysens Aischylos und Solgers Sophokles, Gries’ Tasso und Calderón, Tiecks Don Quijote und Schlegel/Tiecks Shakespeare, Regis’ Rabelais, Bodes Montaigne wie auch seine Übersetzung von Fieldings Tom Jones, schließlich Morgensterns Peer Gynt. Nahezu ungenießbar dagegen die meisten Versübersetzungen von Dichtungen aus dem Mittelalter wie aus dem 19. Jahrhundert – man halte nur Rolf-Dietrich Keils neue Versübertragung von Puschkins Evgenij Onegin gegen die hier gebotene von Theodor Commichau. Völlig unerfindlich bleibt allerdings, warum Wolf v. Kalckreuths Übersetzung von Baudelaires Fleurs du Mal, noch dazu in fragwürdiger Auswahl, statt der nicht minder ›gemeinfreien‹ Stefan Georges gewählt wurde.

III. Die Bibliothek als elektronische Textsammlung: ›Aufstellung‹ und Benutzung

Die Digitale Bibliothek bietet seit ihrem Start mit der Sammlung Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka im Jahre 1997 umfangreiche elektronische Textcorpora auf der Basis zitierfähiger Printausgaben mit sehr leistungsfähigen Erschließungswerkzeugen. Vor allem die komplexe Suchfunktion ist zu Recht gelobt worden.[1] Der Verlag Directmedia hat mit der neuen Programmversion 4 (seit Oktober 2004 verfügbar) hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit und der zur Verfügung gestellten Zugriffsmöglichkeiten noch erheblich zugelegt. Konnten bisher bereits viele der einzelnen Bände – aus literaturwissenschaftlicher Perspektive seien neben dem oben angegebenen deutschen ›Klassiker‹ noch die Textsammlungen English and American Literature from Shakespeare to Mark Twain (DB 59) und Russische Literatur von Nestor bis Majakowski, (in russischer Sprache; DB spezial) genannt – mit Fug und Recht als Bibliothek bezeichnet werden, so bietet die neue Software nun eine ›Bibliothek der Bibliotheken‹. DigibibPlus nennt sich das neue Programmodul zur Bibliotheksverwaltung, das zwar nicht zum regulären Funktionsumfang der Software gehört, aber kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Notwendige Voraussetzung ist eine Online-Registrierung: Ein entsprechender Dialog öffnet sich beim ersten Start der Software und kann später jederzeit über den Menüpunkt »Hilfe« aufgerufen werden. Nach Abschluss der Registrierung erhält man per Email einen Registriercode zugesandt, mit dem die Bibliotheksverwaltung frei geschaltet wird. Unter den Funktionen der ansprechend gestalteten und bedienerfreundlichen Bandverwaltung sind vor allem zwei hervorzuheben.

1. Festplatteninstallation: Die neue Software ermöglicht es, komplette Bände der Digitalen Bibliothek auf die Festplatte zu kopieren. Die dafür notwendige Speicherkapazität stellt bei moderneren PCs und Notebooks keinerlei Problem dar. Der Vorteil für die Benutzung liegt auf der Hand: Der Zugriff erfolgt unabhängig vom Datenträger (CD-ROM oder DVD-ROM); zudem ist das parallele Arbeiten mit mehreren Bänden der Digitalen Bibliothek möglich. So kann beispielsweise die Benutzung von Textsammlungen, wie Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, mit dem Zugriff auf einschlägige Lexika, wie Walther Killy: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache (DB 9), kombiniert werden.

2. Recherche: Die Erweiterung der ohnehin sehr guten Recherchemöglichkeiten durch DigibibPlus ist beeindruckend. Denn über die Suchfunktion der Bibliotheksverwaltung besteht nun prinzipiell in allen Bänden der Digitalen Bibliothek Zugriff auf die Daten in fünf Funktionsbereichen: »Inhaltsverzeichnis«, »Register«, »Volltext«, »Personen« und »Abbildungen«. Ermöglicht wird dies durch die Abspeicherung der Suchinformationen der anderen Bände, die bei der Festplatteninstallation eines einzelnen Bandes automatisch angeboten wird. Damit stehen die Datensätze in den Bereichen »Inhaltsverzeichnis«, »Register« und »Personen« grundsätzlich vollständig, für »Volltext« und »Abbildungen« nur für die installierten Bände komplett, für den Rest der Digitalen Bibliothek dagegen in Auswahl zur Verfügung.

Entscheidend verbessert wurde in der neuen Programmversion die Exportfunktion. Konnten bisher nur maximal acht Textseiten für die Verwendung in anderen Anwendungen in die Zwischenablage kopiert werden, so ist der Umfang jetzt auf stattliche 100 Seiten angewachsen.

Zu den neuen Errungenschaften der Digitalen Bibliothek gehört last but not least die Erweiterung ihres Plattformangebots. Gerade in bestimmten philologischen Einzeldisziplinen wie der Slavistik, die traditionell mit Macintosh arbeitet, wird man es gern hören, dass die Bände nun auch unter diesem Betriebssystem benutzt werden können. Auf der CD-ROM ist die entsprechende Software enthalten; sie lässt sich auch von der Homepage der Digitalen Bibliothek downloaden. Die oben beschriebene Bibliotheksverwaltung DigibibPlus steht momentan allerdings nur unter Windows zur Verfügung.

IV: Fazit: Viel Text und wenig Nutzen

Die Stichproben zu Qualität und Status der Texte haben es deutlich gemacht: In dieser Bibliothek ist äußerst Heterogenes aufgestellt. Die Spannweite reicht von durchwegs verlässlichen, aus älteren, aber zitierfähigen Ausgaben übernommenen Originaltexten – freilich nur aus der deutschen Literatur (etwa Goethes Die Leiden des jungen Werthers und Faust nach der Berliner Ausgabe) über klassische Übersetzungen, die für die Beschäftigung mit dem Werk (sei es als Literaturliebhaber, sei es als Literaturwissenschaftler) ebenso wichtig sein können wie die Originale (etwa die Luther-Bibel oder Hamlet und Ein Sommernachtstraum in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel), bis hin zu Nachdichtungen, die (zumal zum Zeitpunkt ihres Entstehens) gewiss verdienstvoll waren, mittlerweile aber veraltet sind. Um den Bildbereich der realen ›Bücher-Bibliothek‹ ein weiteres Mal zu bemühen: Im Hinblick auf den Textbestand gleicht dieser Band der Digitalen Bibliothek dem typischen Nachlass eines Literaturliebhabers, in dem sich zeitlos Wertvolles mit eingeschränkt Interessantem und fast hoffnungslos Veraltetem mischt. Nebenbei bemerkt werden solche Nachlässe mittlerweile von öffentlichen Bibliotheken in Deutschland nur noch unter der Bedingung übernommen, dass rigoros ausgesondert und entsorgt werden darf.

Freilich will es zunächst so scheinen, als ob eine elektronische Bibliothek hier grundsätzlich im Vorteil wäre. Denn die ›minderwertigen‹ Texte nehmen im Unterschied zur ›Bücher-Bibliothek‹ im Zeitalter großer Speicherkapazitäten keinen ›wertvolleren‹ Werken den Platz weg. Zudem eröffnen sie – wie kritisch auch immer man die jeweiligen Übersetzungen beurteilen mag – immerhin die Möglichkeit einer ersten Kontaktaufnahme mit klassischen Werken. Goethe, der nicht nur für die Konzeption von Weltliteratur verantwortlich zeichnet, sondern auch unverändert Wesentliches zur literarischen Übersetzung als einem ihrer wichtigsten Kommunikationsmittel formuliert hat, hat zwei relativ originalferne Spielarten der Übertragung, die ›schlicht-prosaische‹ und die ›parodistische‹, ausdrücklich als berechtigt und nützlich gekennzeichnet.[2]

Doch genau an diesem Punkt der Verwendbarkeit der Texte zeigt sich ein entscheidender medial bedingter Nachteil der elektronischen Textsammlung: In der gewählten Präsentationsform ist sie für die eigentliche Lektüre nur in homöopathischen Dosen geeignet. Denn wer will und kann am Computer  oder Notebook mit Lust und Gewinn Werke lesen, die den Umfang eines längeren Gedichts übersteigen?

Die Herausgeber wissen dies, denn sie formulieren in der »Vorbemerkung«:

Mit insgesamt 163 Werken, wobei Erzählungen, Märchen, Fabeln und Gedichte nicht einzeln gezählt sind, ergibt sich eine umfassende Bibliothek der für unverzichtbar geltenden Werke der Weltliteratur. Es geht dabei nicht so sehr darum, sie alle zu lesen oder zu kennen, sondern bei Bedarf verfügbar zu haben. Denn diese Bibliothek ist im elektronischen Medium insbesondere dazu da, in dem einen oder anderen Zusammenhang mit Hilfe der Suchwerkzeuge erschlossen und entdeckt zu werden.[3]

Die enormen Möglichkeiten der Erschließung und Recherche gehen Hand in Hand damit, dass man in dieser Sammlung den größten Teil der präsentierten Texte nicht lesen mag oder kann. Zwischen dieser strukturellen, medienbedingten Anlage der Digitalen Bibliothek und der konkreten Textauswahl der Bibliothek der Weltliteratur besteht ein Missverhältnis, das zur abschließenden provokanten Frage führt: Wozu kann man den rezensierten 89. Band der verdienstvollen Reihe eigentlich gebrauchen?

Die Antwort erfolgt gestaffelt nach den oben holzschnittartig skizzierten Textkategorien. Zunächst die deutschen Originaltexte, die in gewohnter philologischer Verlässlichkeit aus zitierfähigen Ausgaben stammen und mit Seitenkonkordanz versehen sind. Hier ist ein Nutzen gegeben für diejenigen, die beispielsweise in den wenigen hier ausgewählten Werken nach bestimmten Schlüsselbegriffen suchen, thematische Querverbindungen zu anderen Texten herstellen oder einfach nur bequem zitieren wollen. Freilich ist für eine solche Arbeit in Texten der deutschen Literatur bereits der mehrfach genannte 1. Band der Digitalen Bibliothek (oder seine erweiterte Version: Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky [DB 125]) aufgrund seines weitaus größeren Textumfangs und der breiteren Auswahl bei den einzelnen Autoren weit besser geeignet; ganz zu schweigen von den elektronischen Werkausgaben, wie z.B. der jüngst erschienenen CD-ROM Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk (DB 121).

Als nächstes die ›klassischen‹ Übersetzungen. Hier liegt vielleicht der größte Nutzen der Bibliothek der Weltliteratur. Freilich stehen nicht unwesentliche Teile wiederum bereits in einschlägigen Bänden der Digitalen Bibliothek zur Verfügung (vgl. Dichtung der Antike [DB 30] und vor allem 100 Werke der Weltliteratur, die jeder haben muß, DB Sonderreihe »Bildung, die jeder haben muß«). Dennoch: Die Möglichkeit, auf die oben angeführten Übersetzungsklassiker mit dem Rechercheinstrumentarium der Digitalen Bibliothek zugreifen zu können, ist zweifellos von großem Nutzen.

Schließlich: die ›nicht-klassischen‹ Übersetzungen. Eine Recherche nach Schlüsselwörtern, bestimmten Wendungen und Ähnlichem wird hier bestenfalls für die sehr kleine Schar von (gleichwohl wichtigen) Spezialisten für deutsche Übersetzungsgeschichte von Interesse sein. Der eigentliche Nutzen dieser Übertragungen könnte in der oben skizzierten ersten Kontaktaufnahme mit den Klassikern der Weltliteratur liegen. Doch dazu müsste man sie lesen können, was, wie bereits ausgeführt, nur sehr eingeschränkt möglich ist. Dabei gibt es durchaus eine Präsentationsform elektronischer Texte, die das zu leisten imstande ist: Das »eBook«, das mit Hilfe von Programmen wie »Microsoft Reader« oder »Acrobat eBook Reader« die bequeme Lektüre auch längerer Texte auf einem Handheld-PC (Pocket PC oder Palm PC) ermöglicht und auch Anstreichungen und Notizen zulässt. Mit ihrem Sonderband Die eBook Bibliothek (100 klassische Romane der deutschen Literatur) hat die Digitale Bibliothek bewiesen, dass sie auch auf dieser Plattform zu Hause ist und Gutes anzubieten hat.

Dem Käufer und Benutzer der rezensierten CD-ROM steht diese für die vorliegende Auswahl wesentliche Nutzungsmöglichkeit jedoch nicht zur Verfügung. Kann man bei vielen Textsammlungen der Digitalen Bibliothek fast uneingeschränkt zum Erwerb raten, bleiben bei der Bibliothek der Weltliteratur erhebliche Zweifel. Denn hier können ›echte‹ Bibliotheken, wie z.B. die SZ-Bibliothek (50 klassische Erzähltexte des 20. Jahrhunderts für unter 200 €) oder die Klassiker-Edition der Weltliteratur (Weltbild, 50 Erzähltexte von Boccaccio bis Arnold Zweig für unter 100 €) doch die bessere Wahl sein.

Prof. Dr. Hendrik Birus und Dr. Sebastian Donat
Institut für Allgemeine und Vergleichende
Literaturwissenschaft (Komparatistik)
Ludwig-Maximilians-Universität München
Schellingstr. 3 / Rückgebäude
80799 München
s.donat@lrz.uni-muenchen.de

(21. April 2005)


[1]

Vgl. die Rezension von Fotis Jannidis: Mathias Bertram (Hg.): Digitale Bibliothek: Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka. Directmedia: Berlin 1997. In: Jahrbuch für Computerphilologie 1 (1999), S. 161-167.

[2]

Vgl. Johann Wolfgang Goethe: Uebersetzungen. In: J.W.G.: West-östlicher Divan. Hg. v. Hendrik Birus. Frankfurt a. M.: Deutscher Klassiker Verlag 1994 (=Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. Vierzig Bände. Hg. v. Friedmar Apel u.a., 1. Abt., Bd. 3), S. 280-283.

[3]

Die Bibliothek der Weltliteratur, S. 3.