Das Projekt Annotierte Bibliographie zur Literaturtheorie [1] – Vorstellung der Datenbank

Abstract

The database Annotierte Bibliographie zur Literaturtheorie has been online since July 2007. It contains entries of recent contributions to the field of literary theory and it aims to facilitate a survey of fundamental theories, theories of interpretation and methodological approaches that are relevant to literary theory. Each entry comprises of bibliographical data as well as annotations of several types. In the next few years the database will continue to expand and improve. Our aim is to compile a comprehensive bibliography of literary theory applying the »Creative Commons License« and being globally accessible for users to search for titles within a particular theoretical field and to contribute to the database. This article introduces the idea, implementation, and the utilization of the database and outlines its further development.

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To build a database one must be willing to move from the forest to the trees and back again; to use a database is to reap the benefits of the enhanced vision which the system affords. [1]

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1. Online-Projekte im Bereich Literaturwissenschaften

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Die Virtuelle Fachbibliothek Germanistik Germanistik im Netz [2] verzeichnet mittlerweile eine Fülle von E-Projekten und E-Initiativen, von Digitalisierungsprojekten und digitalen Editionen literarischer Werke über online erscheinende Fachzeitschriften bis hin zu elektronischen Recherchemöglichkeiten in Archiven, Bibliotheken und thematischen Datenbanken. Sie alle tragen zur Ausprägung von E-Humanities bei und damit zu einer neuen Form der vernetzten geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung und Wissenschaftskommunikation auf der Grundlage digitaler Medien/Technologie. [2] Gerade online verfügbare Datenbanken stellen einen wichtigen Beitrag zur dezentralen, globalen Fachkommunikation dar, die sie sowohl erheblich vereinfacht als auch auf ein neues Komplexitätsniveau gehoben haben. [3] Sie bündeln Informationen zu einem bestimmten Thema oder Themenfeld und stellen sie weltweit fachspezifischen Forschungsprojekten zur Verfügung. In diesem Kontext steht die Datenbank Annotierte Bibliographie zur Literaturtheorie.

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Zum international wichtigen Themenfeld ›Literaturtheorie‹ sind momentan eine Reihe von Internet-Seiten zu finden. [4] Es dominieren Seiten, auf denen einzelne oder mehrere Theorien vorgestellt werden, auf denen in das Werk einzelner Literaturtheoretiker eingeführt wird oder die bibliographische Angaben enthalten. In dieser letzten Gruppe gibt es – außer dem hier vorzustellenden Projekt – nur einige Datenbanken beziehungsweise kommentierte Literaturlisten zu einzelnen Literaturtheorien oder literaturtheoretischen Themenbereichen (Zusammenstellung siehe Anhang 1). Es fehlt die Möglichkeit, sich einen bibliographischen Überblick über die verschiedenen neueren Literaturtheorien zu verschaffen. Hierin liegt ein erhebliches Desiderat, gerade angesichts der zunehmenden Differenzierung literaturtheoretischer Richtungen und der Tatsache, dass das Gebiet der Literaturtheorie quer zu den immer noch nationalphilologisch organisierten Fachbibliographien steht.

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2. Idee des Projekts und Ziele der Datenbank

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Diese Situation war der Ausgangspunkt für die Arbeitsstelle für Theorie der Literatur am Seminar für deutsche Philologie der Universität Göttingen, die Datenbank Annotierte Bibliographie zur Literaturtheorieaufzubauen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitsstelle verfolgen neben literaturtheoretischen Forschungsinteressen auch einen Servicegedanken und wollen literaturtheoretische Forschung mit geeigneten Hilfsmitteln neuer Technologien fördern. Eines ihrer Ziele liegt darin, das weit verzweigte und heute kaum mehr überschaubare Gebiet der Literaturtheorie klarer zu strukturieren und zugänglicher zu machen. Die Bibliographie ist dabei ein besonders wichtiger Baustein. [5]

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Der Grundgedanke war, dass eine tendenziell vollständige, durch Annotationen inhaltlich aufbereitete und online allgemein zugängliche Bibliographie mit Titeln zur Literaturtheorie ein nützliches und förderliches Instrument für Forschungen auf diesem Gebiet darstellt. Die angestrebte Datenbank sollte damit erheblich umfassender und umfangreicher als die existierenden Projekte sein. Nach einer Sichtung anderer Datenbanken und in ständiger Zusammenarbeit mit dem Programmierer Steffen Hankiewicz [6] formulierte die Projektgruppe darüber hinaus weitere allgemeine Ziele:

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1. Die Datenbank soll frei zugänglich und die Daten sollen unter den Bedingungen der Creative Commons-Lizenz (Lizenztyp: Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen) nutzbar sein.

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2. Die Daten sollen nicht allein bibliographisch erhoben werden; vielmehr sollen die Einträge fachwissenschaftlich aufbereitet werden, so dass ihr Informationswert steigt. Sie sollen

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a) Literaturtheorien und Schlagworten, die mit Erläuterungen versehen sind (Glossar), zugeordnet werden, um die Daten auch inhaltlich zu klassifizieren und zu strukturieren;

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b) auf verschiedene Weise annotiert werden (siehe Kapitel 4.1), um die Titel noch differenzierter zu erschließen und eine Tiefenrecherche möglich zu machen;

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c) durch darüber hinausgehende Materialien – Hinweise auf Rezensionen, online zugängliches Material wie Inhaltsverzeichnisse oder Klappentexte – ergänzt werden.

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3. Neuaufnahmen und Annotationen der Titel sollen weltweit von jedem Computer aus vorgenommen werden können.

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4. Nutzer sollen sich in der Datenbank Titel ihres Interesses in eigenen ›Bücherregalen‹ zusammenstellen können.

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5. Die bibliographischen Daten sollen exportierbar sein, so dass sich Nutzer eigene Literaturlisten zusammenstellen können.

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Die Datenbank wurde 2005 initiiert und seitdem in mehreren Phasen umgesetzt.

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3. Technische Informationen

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Da es 2005 keine nutzbare Software gab, mit deren Hilfe diese Ziele realisiert werden konnten, wurde eine spezielle Software entwickelt. Erstellt wurde die Datenbank von intranda software (Göttingen); die Firma behält die Rechte an der Software. Diese Software wurde in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Arbeitsstelle auf die Ziele des Projekts zugeschnitten. Nach circa zwei Jahren Vorlauf- und Probezeit wurde die Datenbank im Juli 2007 mit über 1.000 Titeln online gestellt. Seitdem ist die Beta-Version der Software ausführlich getestet worden, kleinere Fehler sind korrigiert worden, und die Datenbank läuft weitgehend problemfrei.

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Mittels der Programmiersprache Java und des Framework JavaServer Faces wurde eine Web-Anwendung geschrieben, die auf einem Webserver der GWDG (Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen) mit installiertem Webcontainer Apache Jakarta Tomcat läuft. Als Daten-Backend wird eine MySQL-Datenbank verwendet. Um eine komfortable Bedienoberfläche zu ermöglichen, wird für die Interaktion mit den Nutzern außerdem JavaScript eingesetzt.

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Zur Einspeisung von bereits vorliegenden bibliographischen Daten wurde eine Schnittstelle für den Import von Literaturdaten aus der Literaturverwaltungssoftware intranda Dr. programmiert, so dass bereits vorhandene Daten in die Anwendung importiert werden konnten.

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4. Umsetzung

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4.1 Aufbau der Datenbank: Möglichkeiten der Abfrage und eigener Eingaben

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In der Annotierten Bibliographie zur Literaturtheorie werden bibliographische Angaben literaturtheoretischer Texte gesammelt, die Titel annotiert, Rezensionen und Internet-Materialien zu ihnen verzeichnet bzw. verlinkt und diese Angaben in einer Datenbank zur Verfügung gestellt. Unter ›Literaturtheorie‹ wird dabei dasjenige Teilgebiet der Literaturwissenschaft verstanden, das sich mit Grundlagenproblemen der Theoriebildung und Methodologie sowie mit den verschiedenen gegenstandsbezogenen Theorien befasst, die über die Bedingungen der Produktion und Rezeption von Literatur sowie über ihre Beschaffenheit und ihre Funktionen aufgestellt worden sind.

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Abb. 1: Startbildschirm

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Die Datenbank enthält sechs Komponenten: Die bibliographische Titelaufnahme erfolgt nach den Regeln für die Alphabetische Katalogisierung (RAK), die anwendungsbezogen entsprechend philologischen Standards angewendet werden. Eine erste inhaltliche Auswertung wird mit der Verschlagwortung der Einträge und ihrer Zuordnung zu Literaturtheorien vorgenommen. Die tiefergehende inhaltliche Aufbereitung der Titel erfolgt im Annotationsfeld. Es soll den Nutzern knappe fachliche Informationen über den Titel bieten und damit eine schnelle Orientierung darüber ermöglichen, ob und in welcher Hinsicht der Titel für ihre Bedürfnisse einschlägig ist. Sechs verschiedene Typen der Annotation werden eingesetzt und können miteinander kombiniert werden:

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• Annotation: Zusammenfassungen der Ziele und wichtiger Thesen des Beitrags. Diese Zusammenfassungen sind möglichst neutral gehalten. Wertende Stellungnahmen sind am Schluss der Annotation möglich und werden kenntlich gemacht.

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• Zitat: Aufnahme aussagekräftiger Zitate aus dem Beitrag.

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• Inhaltsverzeichnis: Volltextaufnahme des Inhaltsverzeichnisses.

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• Kurzinhalt: Knappe Inhaltsangabe des Beitrags.

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• Klappentext/Abstract: Übernahme externer Informationen zum erfassten Beitrag.

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• Rezensionen: Verzeichnis von Rezensionen des erfassten Beitrags.

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Darüber hinaus werden verschiedene Formen interner Verweise aufgenommen, mit denen die Beziehungen zwischen verschiedenen Beiträgen sichtbar gemacht werden. Hierzu zählen die Beziehung zwischen einem Aufsatz und dem Sammelband, in dem er erschienen ist, die Beziehung zwischen einem Originaltext und seiner Übersetzung sowie die zwischen verschiedenen Auflagen eines Titels. Zudem werden hier inhaltliche Relevanz-Beziehungen festgehalten, etwa die zwischen einem theoretischen Text und seiner Auslegung oder die zwischen zwei thematisch verwandten Monographien eines Autors, deren Zusammengehörigkeit an den Titeln nicht erkennbar ist. Als weitere Komponente haben sich die Hyperlinks auf Webseiten bewährt. Mit ihrer Hilfe können online stehende Materialien mit dem Eintrag verbunden werden, zum Beispiel das als pdf-Datei verfügbare Inhaltsverzeichnis oder der Volltext des Beitrags, zudem Online-Rezensionen. Als Hilfestellung angesichts der verwirrenden terminologischen Situation auf dem Gebiet der Literaturtheorie wurde ein Glossar erstellt. Es versammelt die Begriffe und Autornamen, nach denen die Titel verschlagwortet sind. Für jeden der Begriffe gibt es eine knappe Erläuterung, für jeden Autornamen knappe biographische Informationen.

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Den Nutzerinnen und Nutzern der Datenbank stehen verschiedene Funktionen zur Verfügung.

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Die Suchfunktion umfasst eine Suche (1) nach Titeln und (2) nach Glossareinträgen (eine Erläuterung der Suchmöglichkeiten an einem Beispiel findet sich im Anhang 2).

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1. Die Titelsuche kann nach verschiedenen Kriterien erfolgen: nach Autoren, Schlagwörtern und Theorien. Zudem gibt es die Möglichkeit einer Volltextsuche. Die Nutzer erhalten zunächst eine Trefferliste mit Titeln, in denen sie (so die Voreinstellung) kurze bibliographische Angaben sowie die Zuordnung des Titels zu Theorien und Schlagwörtern finden. Welche Angaben in diese erste Trefferliste aufgenommen werden, können die Nutzer selbst konfigurieren. Aus dieser Liste können sie jeden Titel auswählen und erhalten dann alle im Eintrag verfügbaren Informationen zu ihm. Im Annotationsfeld werden in der Gesamtübersicht nur die ersten Zeilen der Annotation gezeigt, um die zu sichtende Seite nicht zu lang werden zu lassen. Mit einem Klick auf das Auswahlsymbol kommen die Nutzer zum vollständigen Annotationstext.

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2. Darüber hinaus können die Nutzer im Glossar der Datenbank suchen. Momentan zeigt ihnen das Glossar noch eine nach Theorien geordnete hierarchische Liste an. Durch Klick auf den Namen der Theorie, der das gesuchte Schlagwort zugeordnet ist, kommen die Nutzer zu einer Liste der Schlagwörter, für die die Datenbank Erklärungen bereitstellt; durch Klick auf das gesuchte Schlagwort zum erklärenden Glossareintrag. Im Moment sind die meisten Schlagwörter noch je einer Theorie zugeordnet – eine Anfangsentscheidung, die sich nicht bewährt hat. In Zukunft sollen die Schlagwörter auch mehreren Theorien zugeordnet werden können und dann nicht mehr in einer nach Theorien geordneten hierarchischen Liste präsentiert werden, sondern in einer alphabetisch sortierten Liste.

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Darüber hinaus steht den Nutzern die Exportfunktion zur Verfügung: Die Treffer bzw. die gefundenen Titel können als HTML- und als (nachhaltigere) XML-Datei exportiert werden. Sie werden in einem Format exportiert, das eine leichte Bearbeitung und Integration in eine eigene Literaturliste ermöglicht. Die Buchregal-Funktion ermöglicht, dass die gefundenen Titel in einem eigenen Buchregal gespeichert werden, auf das nur die einzelnen Nutzer zugreifen können. Es gibt aber auch die Möglichkeit, ein Buchregal öffentlich zu machen. Auf dieses Regal können alle Nutzer der Datenbank zugreifen, und sie können es durch Hinzufügen eigener Titel erweitern. (Ein Beispiel ist das Regal »Klassiker der Literaturtheorie«.)

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Eine wichtige Komponente der Datenbank stellt die Eingabefunktion dar, die den Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit bietet, die Datenbank selbst mit zu erweitern. Sie können mit der Redaktion kooperieren, indem sie fehlende Informationen ergänzen. Zum einen können sie der Datenbank eigene Einträge hinzufügen.

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Abb. 2: Literaturerfassung

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Eine Eingabemaske erleichtert die bibliographische Aufnahme neuer Titel. Diese neuen Titel können annotiert und durch Materialien (Inhaltsverzeichnisse, Links auf Web-Seiten und so weiter) erweitert werden. Zum anderen können sie Einträge ändern. Zu vorhandenen Einträgen können Änderungen vorgeschlagen werden, sie können annotiert und erweitert werden. In beiden Fällen prüft die Redaktion die eingegangenen Vorschläge.

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4.2 Redaktion

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Zu Beginn des Projekts war zu diskutieren, in welcher Weise die Idee umgesetzt werden sollte, jedem Nutzer die Möglichkeit eigener Eingaben anzubieten. Zu entscheiden war die Frage, ob die Datenbank nach dem Wikipedia-Prinzip arbeiten oder eine Redaktion als Filter vor die Veröffentlichung von Nutzer-Eingaben schalten solle. Wir haben uns für die zweite Möglichkeit entschieden, um die Qualität der Einträge prüfen zu können, die (selbst den geübten Redakteuren immer wieder unterlaufenden) Eingabefehler zu minimieren und damit die Konsistenz der Daten zu erhöhen. [7]

[45] 

Aufgabe der Redaktion ist es, die Datenbank durch eigene Einträge und Annotationen weiter zu vervollständigen, zu aktualisieren und die Einträge der Nutzerinnen und Nutzer zu prüfen, gegebenenfalls zu ergänzen oder zu korrigieren und dann zur Benutzung freizugeben. (Bis zu dieser Freigabe sind die neuen Einträge nicht öffentlich sichtbar.) Zudem fällt einiges an E-Mail-Korrespondenz mit Nutzern an; zum Beispiel fragen Nutzer bei der Redaktion an, wenn sie mit Eingabe- oder Suchproblemen konfrontiert sind, oder die Redaktion hat Nutzern, die thematisch nicht passende Einträge vorschlagen, zu erläutern, warum die Titel nicht in die Datenbank aufgenommen werden können. Darüber hinaus testet die Redaktion die Software-Versionen intensiv und weist auf Fehler hin.

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Gerade diese Arbeiten in der Konzeptions- und Testphase waren besonders zeitaufwändig. Zu nennen sind hier vor allem die konzeptionellen Sitzungen zum Aufbau und Design der Datenbank, von denen viele mit dem kooperativen und ideenreichen Programmierer durchgeführt wurden; die Probeläufe mit unterschiedlichen Eingabemasken; das ausführliche Testen der verschiedenen Software-Versionen und die Dokumentation der Fehler; die Eingabephase mit zahlreichen Anfangsproblemen, die nun behoben sind; die Ausarbeitung des Glossars und die Kommentierung der weitaus meisten Schlagwörter. Geschätzte 2.400 Arbeitsstunden aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Redaktion sind in diese Arbeiten geflossen, nur ca. 600 Stunden in die Annotation der bislang eingegebenen Titel.

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An der Eingabe, Pflege, Überprüfung und inhaltlichen Erschließung der Daten arbeiten – mit unterschiedlichen Aufgabenfeldern und unterschiedlicher Intensität – acht Redakteure mit: wissenschaftliche Mitarbeiter (Matthias Beilein, Tom Kindt, Tilmann Köppe), studentische Hilfskräfte (Jan Borkowski, Katarina Ragna Krüger, Katharina Prinz, Jan Stühring) und die Leiterin der Arbeitsstelle, Simone Winko. Koordiniert wird die Arbeit der Redaktion von den Verfassern dieses Beitrags. Alle Redakteure haben ausgeprägte literaturtheoretische Interessen und entsprechende Kenntnisse. Da sie ihre Schwerpunkte auf unterschiedliche Richtungen der Literaturtheorie gelegt haben, sind die Kompetenzen über den weiten Gegenstandsbereich der Bibliographie gut verteilt. Dieses relativ weite Spektrum an Interessen und Perspektiven in der Redaktion scheint uns angesichts der Breite des Themenfeldes ›Literaturtheorie‹ ein besonders wichtiger Vorzug zu sein. Er gleicht einen Nachteil einer so großen Gruppe an Verantwortlichen aus: den weniger einheitlichen Eingabemodus.

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Auch wenn die technischen Möglichkeiten der Datenbank es erlauben, dass die Redaktion auf mehrere Orte verteilt ist, haben sich koordinierende Treffen doch als unverzichtbar und letztlich zeitsparend erwiesen. Dies gilt vor allem für die Lösung immer wieder auftretender kleinteiliger Probleme, die bei einem ständig wachsenden Datenbestand und einer relativ großen Redaktion, das heißt, bei entsprechend vielen und heterogenen Einzelentscheidungen große Auswirkungen haben können (etwa wann ein erläuternder Text zum Annotationstyp ›Kurzinhalt‹ zu rechnen ist, wie einheitliche Abkürzungen für Verlage und Verlagsorte zu sichern sind und vieles mehr). Das gilt aber auch für die nach zwei Jahren noch immer auftretenden Grundsatzfragen, die sich entweder neu stellen oder bereits beantwortet wurden, nach den gewonnenen Erfahrungen mit der laufenden Datenbank aber noch einmal überdacht werden müssen (zum Beispiel die Frage nach der Logik und Pragmatik der Zuordnung von Theorien und Schlagwörtern zu einem Eintrag).

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4.3 Bisher erfasste und annotierte Titel und Probleme der Datenaufnahme

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Die Auswahl der Titel richtet sich nach dem Ziel der Datenbank, Titel zur aktuellen Literaturtheorie möglichst vollständig aufzunehmen und inhaltlich zu erschließen. Erfasst werden sollen mittelfristig alle literaturtheoretisch relevanten Beiträge zu literaturtheoretischen Problemen, Interpretationstheorien, methodischen Ansätzen und Bezugstheorien anderer Disziplinen ab 1900 bis zur Gegenwart. Bislang wurden in die Datenbank Beiträge zur neueren Literaturtheorie ab den 1960er Jahren und zu deren Vorläufern aufgenommen. Poetiken oder ästhetiktheoretische Texte wie Kants Kritik der Urteilskraft oder Hegels Vorlesungen zur Ästhetik sind also in der Datenbank nicht zu finden, wohl aber Beiträge zum Formalismus oder frühen Strukturalismus.

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Für die Titelaufnahme ausgewertet wurden bis Mitte 2008 die Bibliographien Germanistik und Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft für den Zeitraum 1995–2006. Alle dort als literaturtheoretisch verzeichneten Titel wurden daraufhin überprüft, ob sie für den Gegenstandsbereich der Datenbank auch tatsächlich einschlägig sind – was längst nicht immer der Fall ist. Erst unsystematisch, und nur für einzelne Theorien umfassender, wurden die Bibliographie der MLA und die Annual Bibliography of English Language and Literature (ABELL) ausgewertet. Zudem wurden gezielt Klassiker der Literaturtheorie sowie besonders oft zitierte Texte einschlägiger Theoretiker anderer Disziplinen eingegeben. Des Weiteren wurden Verlagskataloge einbezogen, um aktuellste literaturtheoretische Veröffentlichungen zu erfassen.

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Noch während der Planungsphase des Projekts sah sich die Redaktion vor das Problem gestellt, dass sich verbindliche Kriterien für die Relevanz eines Beitrags (und somit die Aufnahme in die Bibliographie) einerseits und seine thematische Zuordnung (als Tiefenerschließung per Schlagwort und seine Zuordnung zu einem theoretischen Ansatz) nicht in jedem Fall verbindlich fixieren lassen. Ist beispielsweise eine literaturgeschichtliche Untersuchung, die sich ihrem Gegenstand mit dem Instrumentarium des New Historicism nähert, an sich schon ein relevanter Beitrag zur literaturtheoretischen Forschung – oder wird sie dies nicht vielmehr erst dann, wenn die Reflexion über den gewählten theoretischen Ansatz signifikanter Bestandteil der Arbeit ist? Wenn ein Strukturalist einen Text über Sigmund Freuds Der Dichter und das Phantasieren schreibt: Welchem theoretischen Ansatz würde man dies dann zuordnen? Dem des Untersuchungsgegenstandes oder eher dem des theoretischen Zugriffs auf den Untersuchungsgegenstand? Wissend, dass dies ein generelles Problem aller Bibliographien ist, die sich bei der Titelaufnahme nicht lediglich auf die rein bibliographischen Daten beschränken wollen, haben wir eine pragmatische Lösung dafür gefunden.

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Es zeigte sich ferner, dass die genannten Bibliographien, die die wichtigste Quelle für unseren Datenbestand darstellen, ein sehr weit gefasstes Verständnis von Literaturtheorie haben und zudem nicht immer nach einzelnen theoretischen Ansätzen differenzieren. Um Signifikanz und Repräsentativität des Datenbestand gleichermaßen zu gewährleisten, wurde bereits zu Projektbeginn festgelegt, dass bibliographische Angaben und Verschlagwortung für jeden Datenbankeintrag mittelfristig nach Autopsieprinzip zu überprüfen sind, ein Arbeitsschritt, der langfristig, nämlich bei der Annotation, ohnehin erforderlich ist.

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Ein weiteres, lösbares Problem ergab sich aus der Zielsetzung der Bibliographie, die mit der Verbindung von bibliographischer Titelaufnahme und fachwissenschaftlicher Auswertung eine Gleichgewichtigkeit zweier unterschiedlicher Kriteriensets/Ziele bedingt: Zum einen muss es möglichst festgelegte Eingabemasken und möglichst uniforme Verfahrensschritte mit wenig eigenem Entscheidungsspielraum geben, um die Homogenität und Konsistenz der Datensätze zu gewährleisten. Zum anderen zielt die inhaltliche Perspektive, die Titel mit fachlichen Informationen und Kommentaren anzureichern, auf eine Individualisierung der Einträge, etwa nach ihrer jeweiligen Relevanz in Theoriedebatten (in der Regel längere Annotationen und gegebenenfalls mehrere Annotationstypen). In der Redaktionsgruppe müssen Anwälte für beide Perspektiven vertreten sein, um die beiden Ziele nicht aus dem Gleichgewicht geraten zu lassen.

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Im Juli 2007 wurde die Datenbank mit über 1.000 Titeln online gestellt, bis Juli 2008 konnten wir den Bestand auf ca. 1.800 Titel erweitern. Derzeit liegt der Schwerpunkt auf deutsch- und englischsprachigen Veröffentlichungen, von denen die meisten aus dem Zeitraum von 1960 bis 2006 stammen. Diesen Titeln sind fast vollständig Theorien und Schlagwörter zugeordnet, sie sind aber erst zu circa 20% annotiert und nur zu circa 15% vollständig annotiert.

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Als annotiert gilt ein Titel, dem außer der Theoriezuordnung und Verschlagwortung eine weitere inhaltliche Information hinzugefügt worden ist. Dabei haben die verschiedenen Kategorien der Annotation unterschiedliche Wertigkeit: Am informativsten sind die ausführlichen Zusammenfassungen der Ziele und wichtiger Thesen des Beitrags (Annotationen), die aussagekräftigen Zitate aus dem Beitrag und die Inhaltsverzeichnisse als Volltexte. Möglichst viele Titel sollen in diesem Sinne annotiert werden. Die inhaltliche Erschließung von Titeln, die nur eine knappe Inhaltsangabe des Beitrags (Kurzinhalt) oder einen Klappentext enthalten, lassen sich dagegen noch verbessern.

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Als vollständig annotiert gilt ein Aufsatz, dessen Ziele und Thesen zusammengefasst worden sind. Eine Monographie ist dann vollständig annotiert, wenn darüber hinaus die Rezensionen verzeichnet worden sind und deren Inhaltsverzeichnis als Volltext verfügbar ist. Für diese inhaltliche Erschließung sind durchschnittlich zwei Stunden anzusetzen; die Dauer variiert stark mit der Textsorte und der Textbeschaffenheit. Da nicht alle Titel auf diese ausführliche Weise erschlossen werden können, sind im Datenbankprojekt elementare Kriterien formuliert worden, welche Titel bevorzugt zu behandeln sind (siehe dazu Kapitel 6.). Neben diesen gezielten Maßnahmen der inhaltlichen Erschließung wird es in dem Projekt immer auch kontingente Schwerpunkte geben: Jede Nutzerin beziehungsweise jeder Nutzer soll Titel dezidiert nach ihren bzw. seinen eigenen Interessen eingeben und annotieren.

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5. Verbreitung und Nutzung der Datenbank

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Die Datenbank wird seit ihrem offiziellen Erscheinen im Juli 2007 in zunehmendem Maße von Nutzerinnen und Nutzern in Anspruch genommen. Sie wurde über den Verteiler von H-Germanistik angekündigt und stieß sofort auf reges Interesse; gleich nach der Ankündigung waren mehr als 150 Nutzer zugleich online.

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Im Dezember 2007 hat die Redaktion alle Dozentinnen und Dozenten, die im WS 2007/08 im deutschsprachigen Bereich ein literatur- und kulturtheoretisch ausgerichtetes Seminar angeboten haben, angeschrieben und auf die Datenbank aufmerksam gemacht. Diese Aktion, bei der ca. 200 E-Mails verschickt wurden, hatte eine sehr große und durchweg positive Resonanz. Die Redaktion erhielt zahlreiche Antworten, deren Spektrum von ›interessiert‹ bis ›begeistert‹ reichte.

[61] 

Die Zahl der ›offiziellen Nutzer‹, die sich einen eigenen Zugang zur Datenbank sichern, stieg bis Juli 2008 auf über 200. Erheblich höher ist nach wie vor die Zahl der ›nicht registrierten‹ Nutzer. Nach der Statistik, die bei der GWDG geführt wird, sind seit dem offiziellen Start der Datenbank ansteigende Zugriffe auf die Hauptseite zu verzeichnen, pro Monat liegen die Zahlen bei durchschnittlich 3000 Zugriffen. Die Domänen zeigen an, dass die Nutzer überwiegend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen. Darüber hinaus gibt es aber auch Zugriffe aus Großbritannien, Tschechien, den USA, Griechenland, Kanada und anderen Ländern. Die »erfolgreich bearbeiteten Seitenanfragen«, die leider auch jeden internen Aufruf verzeichnen und daher nicht sehr aussagekräftig sind, liegen – ohne die GWDG-Aufrufe – bei monatlich ca. 10.000.

[62] 

Weniger Gebrauch machen die Nutzer von der Möglichkeit, selbst Titel in die Datenbank einzutragen. Dieses zögerliche Verhalten steht zum einen in Einklang mit Befunden aus anderen Kooperationsprojekten im Netz: Die rezeptive Nutzung liegt weitaus höher als die Bereitschaft zu eigenen Eingaben; für Nutzerinnen und Nutzer scheint es nicht sehr attraktiv zu sein, eigene Arbeitszeit anonym zu investieren. Zum anderen könnte die Eingabemaske für manchen Nutzer zu kompliziert scheinen; unter den Antworten auf unsere E-Mail-Aktion gab es zumindest einige Hinweise auf solche Berührungsängste. Dem soll im kommenden Jahr mit einer zweiten, stärker geleiteten Eingabemöglichkeit Abhilfe geschaffen werden. Möglich ist auch, dass die Kontrolle der Einträge durch die Redaktion abschreckend wirkt; auf diese Komponente soll aber mit Blick auf die Qualität der Einträge und die Erfahrung mit den Fehlern, die in externen Einträgen zu finden sind, nicht verzichtet werden.

[63] 

Links zur Annotierten Bibliographie zur Literaturtheorie wurden in die Virtuelle Fachbibliothek Germanistik im Netz, in den DBIS-Katalog und in mehrere fachspezifische Link-Verzeichnisse [8] aufgenommen.

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6. Zukunftsperspektiven

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Da die Redaktion nicht nur Fehleranalysen vornimmt, sondern auch nach Verbesserungsmöglichkeiten der Datenbank sucht (und dabei Kritik der Nutzer aufnimmt), wurde eine Liste mit Vorschlägen erarbeitet, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen. Es werden vornehmlich fünf Ziele anvisiert:

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Ergänzung und Erweiterung des Datenbestandes sowie Professionalisierung der inhaltlichen Erschließungin drei Hinsichten:

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a) Zum einen soll die zweite Stufe inhaltlicher Erfassung, das Annotieren, erheblich intensiviert werden. Bislang sind ca. 20% der Titel mit einer Annotation versehen; dieser Anteil soll in den kommenden drei Jahren auf 90% gesteigert werden. Da nicht alle aufgenommenen Titel gleich aufwändig ausgewertet werden können, ist in einem mehrstufigen Verfahren zu sichern, dass besonders wichtige Titel auch tatsächlich vollständig annotiert werden. Die Auswahl erfolgt nach einem formalen und einem inhaltlichen Kriterium (Relevanz des Beitrags in literaturtheoretischen Debatten). Zunächst werden Monographien und besonders relevante Beiträge, im nächsten Schritt weitere Aufsätze aus Sammelbänden und Zeitschriften einbezogen.
Um diese inhaltliche Arbeit auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau leisten zu können, soll sie von zwei Fachkräften übernommen werden, die zur Redaktionsleitung gehören sollen. Sie müssen literaturtheoretisch besonders ausgewiesen und komplementär orientiert bzw. ausgebildet sein, um Einseitigkeiten in der Auswahl und Erschließung der Titel zu vermeiden.

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b) Zudem soll der Bestand gezielt um englischsprachige Texte erweitert werden. Momentan liegt der Anteil aufgenommener englischsprachiger Titel bei 25%. Ab Januar 2009 sollen die Bibliographie der MLA und die ABELL systematisch ausgewertet werden. Ziel neben der Komplettierung des Bestandes ist es, die internationale Nutzung der Datenbank zu verstärken.

[69] 

c) Schließlich soll der Bestand weiterhin regelmäßig aktualisiert und zudem in zwei Phasen vervollständigt werden:

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- Zunächst ist der Bestand von 1960 bis heute zu komplettieren.

[71] 

- Anschließend soll der Zeitraum 1900–1960, für den erst vereinzelte wichtige Titel aufgenommen wurden, ergänzt werden.

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Verbesserte Software: In Kooperation mit dem Programmierer wurden Ideen gesammelt, wie die verwendete Datenbanksoftware im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit optimiert werden kann. Die anvisierten technischen Erweiterungen dienen vor allem dazu, (a) die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern und den Umgang mit der Datenbank weiter zu erleichtern und (b) die Datenbank stärker mit anderen Internet-Services zu vernetzen und dadurch besser sichtbar zu machen. Darüber hinaus sollen (c) Arbeitsabläufe für die Redaktion verbessert werden. Hier seien nur die wichtigsten der vorzunehmenden Erweiterungen genannt:

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a) Nutzerfreundlichkeit

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- Es wird ein noch einfacheres Verfahren zur Datenaufnahme für Externe implementiert werden. Alternativ zur jetzigen Eingabemaske soll ein Wizard angeboten werden, der die externen Nutzer Schritt für Schritt durch die Eingabeprozedur leitet. Auf diese Weise soll das Eintragen von Titeln für nicht Geübte erleichtert werden, so dass sich voraussichtlich auch die Eingabefreudigkeit der Nutzer erhöhen wird. Sie sollen zwischen beiden Möglichkeiten der Eingabe wählen können.

[75] 

- Die Suchmöglichkeiten sollen vor allem durch Unterlegen einer Suchmaschine (Lucene) verbessert, das heißt beschleunigt und komplexer gestaltet werden.

[76] 

- Die Exportmöglichkeiten sollen verbessert werden: Bislang sind nur die Gesamtergebnisse von Recherchen exportierbar. Zukünftig sollen Nutzer in ihren Suchen unter anderem die Titel, die für sie interessant sind, in einen Bücherwagen stellen können, um sie dann am Ende ihrer Recherche noch einmal durchgehen, anpassen und exportieren zu können.

[77] 

- Nutzer sollen den Datenbank-Titeln eigene, personalisierte Schlagwörter zuweisen können, die ihren Recherche-Interessen entsprechen. Damit können sie die Suche noch stärker an ihre eigenen Bedürfnisse anpassen.

[78] 

b) Vernetzung und Sichtbarkeit der Datenbank

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- Die Inhalte der Datenbank sollen in einem maschinenlesbaren, standardisierten Format verfügbar gemacht werden (zum Beispiel Dublin Core), damit Portale sie finden und auswerten können.

[80] 

- Hinweise auf vollständig annotierte Titel sollen in die Rubrik »Weblinks« passender Wikipedia-Einträge eingestellt werden. Nutzer finden dann auf der Seite eines in die Wikipedia aufgenommenen Theoretikers Links zu seinen wichtigsten Werken und den Annotationen zu ihnen. Um diese Vernetzung zu ermöglichen, müssen alle Einträge in der Datenbank stabile IDs und zitierfähige URLs bekommen.

[81] 

c) Redaktionelle Abläufe

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- Ein neuer, automatisierter OPAC-Import soll implementiert werden. Über diesen Import wird die Datenbank mit der Titelaufnahme wichtiger Bibliotheken verbunden, so zunächst mit der Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Göttingen: Titel, die in diesen Bibliotheken mit Schlagwörtern versehen werden, die für die Annotierte Bibliographie zur Literaturtheorie relevant sind, werden in die Datenbank übernommen. Zu diesem Zweck wird eine pull-Routine in Form regelmäßiger, automatisierter Abfragen über die OPAC-/PICA-Schnittstelle eingerichtet. (Die Treffer werden in einer neu einzurichtenden Kategorie »OPAC-Einträge« gesammelt, von der Redaktion kontrolliert und inhaltlich vertieft ausgewertet: Prüfen der Einschlägigkeit, Prüfen der Schlagwörter, Theoriezuordnung, Annotieren.)

[83] 

- Ein analoges Verfahren soll in einem zweiten Schritt auch für andere Quellen eingerichtet werden, zum Beispiel für Einrichtungen, die mit dem Netzwerkprotokoll Z39.50 (oder Nachfolger) arbeiten.

[84] 

- Die Nutzerstatistiken sollen verbessert werden.

[85] 

3. Internationalisierung: Verbessert werden soll die englischsprachige Präsenz der Datenbank. Zu diesem Zweck sind alle internen Datenbank-Texte, auch die Glossareinträge, ins Englische zu übertragen. Die Annotationskategorien Annotation und Kurzinhalt der englischsprachigen Titel sollen in den kommenden drei Jahren zweisprachig zur Verfügung gestellt werden. Für die Zukunft ist anzustreben, jede Annotation gleich in deutscher und englischer Sprache einzustellen.

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4. Vernetzung der Dienstleistungen: Außer den oben genannten Hinweisen auf vollständig annotierte Titel in geeigneten Wikipedia-Einträgen sollen die bereits bestehenden Verbindungen mit der Virtuellen Fachbibliothek Germanistik noch verstärkt werden, und zudem soll Kontakt mit der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main aufgenommen werden, die wegen ihres Sondersammelgebietes »Allgemeine Literaturwissenschaft« für das Projekt attraktiv ist. Sie könnte gegebenenfalls auf die Datenbank verlinken oder die Datenbank sogar in eine übergreifende Suche aufnehmen.

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5. Nachhaltigkeit:Als besonders wichtiges Ziel wird angestrebt, die Nachhaltigkeit der Datenbank und ihrer Inhalte zu sichern. Die SUB Göttingen unterstützt das Projekt in dieser Hinsicht. Sie stellt sicher, dass die Datenbank in technischer und operationaler Hinsicht in die IT-Struktur der Universität Göttingen eingepasst wird, und übernimmt auf Dauer die Vermittlerrolle zum Hostingbetreiber.
Die Betreuung der Datenbank durch die SUB Göttingen liegt aus mehreren Gründen nahe. Zum einen hat die SUB Göttingen in den letzten Jahren komplexe und produktive Infrastrukturen etabliert und erste innovative Forschungsvorhaben im Bereich von E-Research durchgeführt. Sie baut zudem gerade ein Institut für E-Research auf, das sich vor allem an die Göttinger Geistes- und Gesellschaftswissenschaften richtet. In diesen Kontext passt das Datenbank-Projekt ausgezeichnet. Es kann von den an der SUB Göttingen angesiedelten, und noch weiter im Ausbau befindlichen, Kompetenzen im Bereich der E-Humanities profitieren. Zudem können Leistungen in der Titelaufnahme, die an der SUB Göttingen erbracht werden, auch für die Datenbank genutzt werden.

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Die Vorstellung unseres Datenbank-Projekts hat unter anderem deutlich gemacht, dass das Unternehmen bislang sehr zeit- und arbeitsaufwändig gewesen ist – eine Eigenschaft, die sich in den kommenden Jahren nicht ändern wird. Die vielleicht naheliegende Frage, ob sich der Aufwand lohne, beantwortet nicht allein die Redaktion mit einem klaren ›Ja‹; auch die Rückmeldungen von Nutzern der Bibliographie weisen in diese Richtung. Eines der stärksten Argumente für die Weiterführung und den Ausbau der Datenbank sehen wir in der Tatsache, dass die Literaturtheorie ein Forschungsgebiet ist, das international dichter verflochten ist als etwa die Forschung zu einzelnen Autoren, und dass die weitgehend in den Grenzen der Nationalphilologien bleibenden Fachbibliographien diese Vernetzung nur unzureichend abbilden können. Eine umfassende Online-Datenbank, die für die Mitarbeit durch die interessierte ›scientific community‹ offen ist, scheint uns das beste Mittel zu sein, dieses Problem zu lösen.

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Anhang 1: Übersicht über bibliographische Online-Projekte mit literaturtheoretischem Schwerpunkt [9]

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- Thematische bibliographische Datenbanken mit literaturtheoretischem Schwerpunkt:

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Produktive Differenzen. Forum für Differenz- und Genderforschung [6]; Anbieter der Bibliographie: produktive differenzen. forum für differenz- und genderforschung

[92] 

- Die Datenbank umfasst aus Sicht der Genderforschung relevante Texte dekonstruktivistischer, poststrukturalistischer, systemtheoretischer und radikal-konstruktivistischer Provenienz. Es besteht die Möglichkeit, im Bestand der Datenbank anhand der Suchparameter ›Autor‹, ›Titel‹ und ›Volltext‹ sowie vermittels (an anderer Stelle erläuterter) Glossareinträge zu recherchieren oder sich den Gesamtbestand in Form einer alphabetischen Auflistung anzeigen zu lassen. Bisher sind circa 15-20% der Titel mit längeren Kommentaren, Verweisen auf verwandte Glossareinträge und Literaturhinweise versehen. Über das ›Rezensionsforum‹ können die Benutzer neue Titel vorschlagen und Kommentare verfassen.

[93] 

Interdisziplinäres Centrum für Narratologie (ICN) [7] Anbieter der Bibliographie: Forschergruppe Narratologie (FGN) des Interdisziplinären Centrums für Narratologie (ICN) an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Hamburg

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- Die Online-Fachbibliographie enthält rund 4000 Einträge zum Thema Narratologie. In der ›read-only‹-Version für öffentlichen Zugriff kann in diesem Bestand gesucht werden. In der ›read-and-write‹-Version können FGN- und ICN-Mitglieder darüber hinaus Neueinträge vornehmen und bestehende Einträge bearbeiten.

[95] 

- Kommentierte Literaturlisten zu einzelnen Literaturtheorien oder literaturtheoretischen Themenfeldern, zum Beispiel

[96] 

Annotated Bibliography on Literature, Cognition & the Brain [8]; Anbieter: Alan Richardson, Boston College, et al.

[97] 

- Die Bibliographie versammelt circa 250 Beiträge zu dem Titel gebenden Thema, denen jeweils eine knappe Annotation und zum Teil Verweise auf Abstracts, elektronische Versionen der Texte oder andere Seiten beigegeben sind.

[98] 

Annotated Bibliography of Metaphor and Cognitive science [9]; Anbieter: Tim Rohrer

[99] 

- Die Bibliographie umfasst circa 90 Einträge zu den im Titel genannten Themen. Etwas weniger als die Hälfte der Titel ist mit einer Annotation versehen. Dem Anschein nach ist diese Seite seit 1997 nicht mehr aktualisiert worden.

[100] 

Studienbibliographie zur Neuskandinavistik, Kap. 2.3 Literaturtheorie und –methode [10]; Anbieter: Nordeuropa-Institut der Philosophischen Fakultät II der Humboldt-Universität zu Berlin

[101] 

- Das Kapitel »Literaturtheorie und -methode« ist Bestandteil der Hypertext-Version der Studienbibliographie zur Neuskandinavistik von Stephan Michael Schröder und anderen. Es bietet in vier Unterkapiteln eine, der ersten Orientierung dienende, Auswahl von Einführungen, Textsammlungen, anwendungsbezogenen Publikationen und Einträgen zu einer Reihe von aktuellen Theorien beziehungsweise Methoden. Den aufgenommenen Titeln sind kurze Kommentare beigegeben. Den einzelnen Unterkapiteln und den jeweiligen Theorien stehen einleitende Bemerkungen voran. Weitere Kapitel dieser virtuellen Bibliographie enthalten kommentierte Einträge, unter anderem zur Textanalyse, Rhetorik, Ästhetik, Stilistik und zur Literatursoziologie.

[102] 

Anhang 2: Funktionen der Datenbank im Überblick

[103] 

Suchfunktionen

[104] 

1. Titelsuche: In der Datenbank können Titel nach verschiedenen Kriterien gesucht werden: nach Autoren, Schlagwörtern und Theorien. Zudem gibt es die Möglichkeit einer Volltextsuche.

[105] 

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Abb. 3: Suchmaske

[107] 

Die Nutzer erhalten zunächst eine Trefferliste mit Titeln, in denen sie (so die Voreinstellung) kurze bibliographische Angaben sowie die Zuordnung des Titels zu Theorien und Schlagwörtern finden. Welche Angaben in diese erste Trefferliste aufgenommen werden, können die Nutzer selbst konfigurieren.

[108] 

[109] 

Abb. 4: Trefferliste

[110] 

Aus dieser Liste können sie jeden Titel auswählen und erhalten dann alle im Eintrag verfügbaren Informationen zu ihm:

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[112] 

Abb. 5: Details des Eintrags

[113] 

Im Annotationsfeld werden in der Gesamtübersicht nur die ersten Zeilen der Annotation gezeigt, um die zu sichtende Seite nicht zu lang werden zu lassen. Mit einem Klick auf das Auswahlsymbol kommen die Nutzer zum vollständigen Annotationstext.

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Abb. 6: Vollansicht der Annotation

[116] 

2. Glossarsuche: Darüber hinaus können die Nutzer im Glossar der Datenbank suchen. Momentan zeigt ihnen das Glossar noch eine nach Theorien geordnete hierarchische Liste an.

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Abb. 7: Ansicht Glossarsuche

[118] 

Durch Klick auf die Namen der Theorie, der das gesuchte Schlagwort zugeordnet ist, kommen die Nutzer zu einer Liste der Schlagwörter, für die die Datenbank Erklärungen bereitstellt.

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Abb. 8: Ansicht Schlagwörter im Glossar

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Durch Klick auf das gesuchte Schlagwort kommen die Nutzer zum erklärenden Glossareintrag.

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Abb. 9: Ansicht Glossareintrag

[123] 

Im Moment sind die meisten Schlagwörter noch je einer Theorie zugeordnet – eine Anfangsentscheidung, die sich nicht bewährt hat. In Zukunft sollen die Schlagwörter auch mehreren Theorien zugeordnet werden können und dann nicht mehr in einer nach Theorien geordneten hierarchischen Liste präsentiert werden, sondern in einer alphabetisch sortierten Liste.

[124] 

Exportfunktion

[125] 

Die Treffer bzw. die gefundenen Titel können als HTML- und als (nachhaltigere) XML-Datei exportiert werden. Sie werden in einem Format exportiert, das eine leichte Bearbeitung und Integration in eine eigene Literaturliste ermöglicht.

[126] 

Buchregal-Funktion

[127] 

Gefundene Titel können in einem eigenen Buchregal gespeichert werden, auf das nur die einzelnen Nutzer zugreifen können. Es gibt aber auch die Möglichkeit, ein Buchregal öffentlich zu machen. Auf dieses Regal können alle Nutzer der Datenbank zugreifen, und sie können es durch Hinzufügen eigener Titel erweitern. (Ein Beispiel ist das Regal Klassiker der Literaturtheorie.)

[128] 

Eingabefunktion

[129] 

Eine wichtige Komponente der Datenbank ist die Möglichkeit für Nutzerinnen und Nutzer, die Datenbank selbst mit zu erweitern. Sie können mit der Redaktion kooperieren, indem sie fehlende Informationen ergänzen.

[130] 

• eigene Einträge: Jede Nutzerin/jeder Nutzer kann der Datenbank eigene Einträge hinzufügen. Eine Eingabemaske erleichtert die bibliographische Aufnahme neuer Titel. Diese neuen Titel können annotiert und durch Materialien (Inhaltsverzeichnisse, Links auf Web-Seiten und so weiter) erweitert werden.

[131] 

• Änderung alter Einträge: Zu vorhandenen Einträgen können Änderungen vorgeschlagen werden, sie können annotiert und erweitert werden.

[132] 

In beiden Fällen prüft die Redaktion die eingegangenen Vorschläge.


[1] 
Ramsay (2004: 195).
[2] 
Zu den Möglichkeiten der E-Humanities in den Geisteswissenschaften und der Kunst vgl. Aschenbrenner u.a. (2007); einen kurzen Überblick über die Geschichte von humanities computing bietet Hockey (2004).
[3] 
Vgl. Sutherland (2001: 293f.)
[4] 
Eine Übersicht bietet z.B. die kommentierte Link-Liste zur Literaturtheorie der Arbeitsstelle für Theorie der Literatur (Universität Göttingen) [3].
[5] 
Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite der Arbeitsstelle: [4].
[6] 
Zum kollaborativen Aspekt der Planung von Datenbanken vgl. Ramsay (2004: 177).
[7] 
Vgl. dazu Ramsay (2004: 192, 195).
[8] 
Zum Beispiel Warwick German Studies Web; Verzeichnis Germanistischer Bibliographien der Meiji-Universität Tokyo, die Virtuelle Bibliothek der Düsseldorfer Universitäts- und Landesbibliothek, Hinweis des Instituts für Neuere Deutsche Literatur und Medien, Universität Kiel, des Instituts für deutsche Philologie, Universität München, u.a.
[9] 
Wir danken Jan Borkowski für die Zusammenstellung der einschlägigen Seiten. Angeführt werden im Folgenden nur Projekte mit umfangreicheren Datenbeständen und annotierten Titeln; z.B. ist die Bibliographie der Seite »Literaturtheorien im Netz« der FU Berlin [5] zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch zu wenig substanziell, um hier aufgelistet zu werden.